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Title (deu)
Verarbeitung und Darstellung des Ersten Weltkrieges bei Ernst Jünger (1920 - 1925)
Author
Johann Hutter
Adviser
Michael Rohrwasser
Assessor
Michael Rohrwasser
Abstract (deu)
Ernst Jünger kann als ein Schriftsteller bezeichnet werden, der aufgrund seiner prägenden Erfahrungen im Ersten Weltkrieg ein Werk geschaffen hat, das seinen literarischen Ruf bis an sein Lebensende mitbegründet hat. Auf sein Kriegstagebuch aufbauend, das die Fronterlebnisse der Jahre 1914-1918 auf objektive Art und Weise schildert, verfasste er auf Anraten seines Vaters sein wohl bekanntestes Werk In Stahlgewittern (1920), das als historisches Ego-Dokument die Ereignisse an der Westfront reflektiert und bereits ideologische Tendenzen des Autors erkennen lassen. Jünger wird hierbei eine menschenunwürdige und grausame Darstellungsweise vorgeworfen, die von ihm aber bewusst als ein literarischer Vorgang umgesetzt wurde und als „Ästhetik des Schreckens“ in der Literaturwissenschaft bekannt geworden ist. Besonders hervorzuheben ist die mannigfache Bearbeitung seines Werkes, das sich bis 1978 in insgesamt sieben verschiedenen Fassungen präsentiert. Die vorliegende Arbeit versucht neben den ästhetischen Wirkungsabsichten die Beweggründe Jüngers bezüglich der Überarbeitungen zu eruieren und anhand vorherrschender Thesen der Literatur-wissenschaft zu diskutieren. Seine weiteren Werke, die sich mit dem Ersten Weltkrieg implizit auseinandersetzen sind es ebenfalls wert, in Bezug auf ihre verschiedenen Umsetzungsversuche samt ihrer ästhetischen und inhaltlichen Komponenten untersucht zu werden. Die verschiedenen Motive sollen dabei Aufschluss über die Beweggründe des Autors geben. In seinem expressionistischen Großessay Der Kampf als inneres Erlebnis aus dem Jahre 1922 werden die „inneren“ Vorgänge des Soldaten beschrieben und geben einen Einblick auf das seelische Erleben des Krieges. Auch hier steht der ideologische Impetus im Vordergrund, der dieses Mal auf die Propagierung einer „Neuen Rasse“ abzielt und sich sprachlich überhöht präsentiert. Einen weiteren Umsetzungsversuch Jüngers stellt die Novelle Sturm aus dem Jahre 1923 dar, die einen Sonderfall in den Kriegsauseinandersetzungen markiert. Der Krieg wird wesentlich kritischer hinterfragt und zeigt eine weniger heroische und ideologisch gefärbte Darstellung der Ereignisse. Von nun an erkannte Jünger auch das Verlorengehen des Individualismus. Der Soldat ist als ein unbedeutendes Individuum am Weltgeschehen beteiligt und muss sich ihm und auch der vorangeschrittenen Technisierung unterordnen. Vor dem Hintergrund der politischen Radikalisierung Jüngers in den 1920er-Jahren entstanden als letzte Kriegstagebücher Feuer und Blut und Das Wäldchen 125, die sich chronologisch mit Ausschnitten aus den Stahlgewittern auseinandersetzen. Jünger steigerte sich nun in eine äußert patriotische und heldenhafte Darstellung der Frontereignisse, die mit viel Pathos inszeniert werden und somit nicht unproblematisch erscheinen. Zu jener Zeit hatte Jünger im publizistischen Bereich seine Hochzeit und widmete sich darüber hinaus Angelegenheiten, die die sogenannte „Nationale Revolution“ betrafen, ehe er sich Ende der 1920er-Jahre endgültig dem literarischen Schreiben widmete.
Keywords (deu)
Ernst JüngerErster WeltkriegTagebücherÄsthetik
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1308879
rdau:P60550 (deu)
93 S.
Number of pages
93
Members (1)
Title (deu)
Verarbeitung und Darstellung des Ersten Weltkrieges bei Ernst Jünger (1920 - 1925)
Author
Johann Hutter
Abstract (deu)
Ernst Jünger kann als ein Schriftsteller bezeichnet werden, der aufgrund seiner prägenden Erfahrungen im Ersten Weltkrieg ein Werk geschaffen hat, das seinen literarischen Ruf bis an sein Lebensende mitbegründet hat. Auf sein Kriegstagebuch aufbauend, das die Fronterlebnisse der Jahre 1914-1918 auf objektive Art und Weise schildert, verfasste er auf Anraten seines Vaters sein wohl bekanntestes Werk In Stahlgewittern (1920), das als historisches Ego-Dokument die Ereignisse an der Westfront reflektiert und bereits ideologische Tendenzen des Autors erkennen lassen. Jünger wird hierbei eine menschenunwürdige und grausame Darstellungsweise vorgeworfen, die von ihm aber bewusst als ein literarischer Vorgang umgesetzt wurde und als „Ästhetik des Schreckens“ in der Literaturwissenschaft bekannt geworden ist. Besonders hervorzuheben ist die mannigfache Bearbeitung seines Werkes, das sich bis 1978 in insgesamt sieben verschiedenen Fassungen präsentiert. Die vorliegende Arbeit versucht neben den ästhetischen Wirkungsabsichten die Beweggründe Jüngers bezüglich der Überarbeitungen zu eruieren und anhand vorherrschender Thesen der Literatur-wissenschaft zu diskutieren. Seine weiteren Werke, die sich mit dem Ersten Weltkrieg implizit auseinandersetzen sind es ebenfalls wert, in Bezug auf ihre verschiedenen Umsetzungsversuche samt ihrer ästhetischen und inhaltlichen Komponenten untersucht zu werden. Die verschiedenen Motive sollen dabei Aufschluss über die Beweggründe des Autors geben. In seinem expressionistischen Großessay Der Kampf als inneres Erlebnis aus dem Jahre 1922 werden die „inneren“ Vorgänge des Soldaten beschrieben und geben einen Einblick auf das seelische Erleben des Krieges. Auch hier steht der ideologische Impetus im Vordergrund, der dieses Mal auf die Propagierung einer „Neuen Rasse“ abzielt und sich sprachlich überhöht präsentiert. Einen weiteren Umsetzungsversuch Jüngers stellt die Novelle Sturm aus dem Jahre 1923 dar, die einen Sonderfall in den Kriegsauseinandersetzungen markiert. Der Krieg wird wesentlich kritischer hinterfragt und zeigt eine weniger heroische und ideologisch gefärbte Darstellung der Ereignisse. Von nun an erkannte Jünger auch das Verlorengehen des Individualismus. Der Soldat ist als ein unbedeutendes Individuum am Weltgeschehen beteiligt und muss sich ihm und auch der vorangeschrittenen Technisierung unterordnen. Vor dem Hintergrund der politischen Radikalisierung Jüngers in den 1920er-Jahren entstanden als letzte Kriegstagebücher Feuer und Blut und Das Wäldchen 125, die sich chronologisch mit Ausschnitten aus den Stahlgewittern auseinandersetzen. Jünger steigerte sich nun in eine äußert patriotische und heldenhafte Darstellung der Frontereignisse, die mit viel Pathos inszeniert werden und somit nicht unproblematisch erscheinen. Zu jener Zeit hatte Jünger im publizistischen Bereich seine Hochzeit und widmete sich darüber hinaus Angelegenheiten, die die sogenannte „Nationale Revolution“ betrafen, ehe er sich Ende der 1920er-Jahre endgültig dem literarischen Schreiben widmete.
Keywords (deu)
Ernst JüngerErster WeltkriegTagebücherÄsthetik
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1308880
Number of pages
93