Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage nach ethischen Grenzüberschreitungen im Zuge der Aufdeckung der „Causa Strasser“ (oder „Cash for Law“-Affäre) und damit zusammenhängend mit dem Diskurs um Medienethik und wie dieser in den österreichischen Massenmedien abgebildet wurde. Unter der theoretischen Perspektive verschiedener Ethikkonzepte (vor allem deontologische und teleologische Konzepte) und der Medienethik als ausformulierter Bereichsethik wird untersucht, welche dieser Ethikkonzepte im Diskurs um die „Causa Strasser“ vorgefunden werden können und wie die Vorgehensweise der verdeckt recherchierenden JournalistInnen der Sunday Times im konkreten Fall ethisch und moralisch beurteilt wurde. Dafür wurde eine Diskursanalyse nach Jäger, unterstützt von Elementen der Diskursforschung von Keller, durchgeführt.
Es wurde anhand des medienethischen Diskursstrangs um die „Causa Strasser“ gezeigt, dass der Diskurs um Medienethik in den österreichischen Massenmedien eine eher untergeordnete Rolle spielt und dass diese eher Augenmerk auf politische Moral legen. Beiträge zum Diskurs über Medienethik wurden vor allem von ExpertInnen verfasst und der Diskurs dadurch auf einer eigenen Ebene abseits der alltäglichen Berichterstattung weitergetragen. Zudem hat sich gezeigt, dass die Kategorie der Verantwortung vor allem auf der Ebene der Individuen verankert wurde, diese aber eingebettet ist in rechtliche Entscheidungen sowie Entscheidungen von Ethikkommissionen wie dem österreichischen Presserat und der britischen Press Complaints Commission. Argumentiert wurde die Frage, ob ein Verstoß gegen ethische Normen und Werte im Fall der „Causa Strasser“ vorliegt, vor allem mit utilitaristischen Argumenten, die die Vorgehensweise der verdeckten Recherche und geheimen Tonbandaufnahmen mit dem öffentlichen Interesse und der politischen Bedeutsamkeit der dadurch erworbenen Informationen abwägen. Dabei wurde von der überwiegenden Mehrheit der untersuchten Artikel konstatiert, dass diese Vorgehensweise im konkreten Fall gerechtfertigt ist. Gleichzeitig wurde die Kritik- und Kontrollfunktion des Journalismus als „vierte Gewalt“ betont. Allerdings wurden nicht nur teleologische, utilitaristische Argumente vorgebracht, sondern auch deontologische Entgegnungen, die Grundzüge des Kant’schen Kategorischen Imperativ aufwiesen.
This thesis is concerned with the problem of crossing ethical boundaries in the course of the uncovering of the “Causa Strasser” (or “Cash-For-Law-Scandal”) and, in conjunction with this, the discourse of media ethics as represented by the Austrian mass media. Under the theoretical perspective of different ethical concepts (mainly deontological and teleological ethics) and, complementary, media ethics as a special ethics for a defined field, it is analysed which one of these ethic concepts can be found in the discourse of the “Causa Strasser”. In addition, it is shown how the method of investigative undercover research – the method that was used by the journalists of the Sunday Times – is ethically and morally evaluated. To do so, a discourse analysis according to Jäger with elements of Keller’s discourse research is performed.
It is shown that the discourse about media ethics does not play a major role in the Austrian mass media – the attention of the mass media is rather turned on aspects of political moral. Input to this discourse is given mainly by experts. The discourse is thus enhanced to another level aloof of common reporting. Furthermore, it became apparent that the category of responsibility is mainly located on the level of the individual, but embedded by the law and judgement of ethics commissions such as the Austrian Press Council and the British Press Complaints Commission. The question if there is a violation of ethical norms and virtues in this case is mainly argued with utilitarian arguments. Investigative reporting and undercover research is shown as ethically correct if there is a public interest and a political significance of the uncovered information. The main part of the analysed articles has stated that undercover research is justified in this special case. Simultaneously, the critical and controlling function of mass media as “Fourth Estate” is emphasised. However, not only teleological, utilitarian arguments are produced but also deontological arguments are given. These resemble in their main features Kant’s Categorical Imperative.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage nach ethischen Grenzüberschreitungen im Zuge der Aufdeckung der „Causa Strasser“ (oder „Cash for Law“-Affäre) und damit zusammenhängend mit dem Diskurs um Medienethik und wie dieser in den österreichischen Massenmedien abgebildet wurde. Unter der theoretischen Perspektive verschiedener Ethikkonzepte (vor allem deontologische und teleologische Konzepte) und der Medienethik als ausformulierter Bereichsethik wird untersucht, welche dieser Ethikkonzepte im Diskurs um die „Causa Strasser“ vorgefunden werden können und wie die Vorgehensweise der verdeckt recherchierenden JournalistInnen der Sunday Times im konkreten Fall ethisch und moralisch beurteilt wurde. Dafür wurde eine Diskursanalyse nach Jäger, unterstützt von Elementen der Diskursforschung von Keller, durchgeführt.
Es wurde anhand des medienethischen Diskursstrangs um die „Causa Strasser“ gezeigt, dass der Diskurs um Medienethik in den österreichischen Massenmedien eine eher untergeordnete Rolle spielt und dass diese eher Augenmerk auf politische Moral legen. Beiträge zum Diskurs über Medienethik wurden vor allem von ExpertInnen verfasst und der Diskurs dadurch auf einer eigenen Ebene abseits der alltäglichen Berichterstattung weitergetragen. Zudem hat sich gezeigt, dass die Kategorie der Verantwortung vor allem auf der Ebene der Individuen verankert wurde, diese aber eingebettet ist in rechtliche Entscheidungen sowie Entscheidungen von Ethikkommissionen wie dem österreichischen Presserat und der britischen Press Complaints Commission. Argumentiert wurde die Frage, ob ein Verstoß gegen ethische Normen und Werte im Fall der „Causa Strasser“ vorliegt, vor allem mit utilitaristischen Argumenten, die die Vorgehensweise der verdeckten Recherche und geheimen Tonbandaufnahmen mit dem öffentlichen Interesse und der politischen Bedeutsamkeit der dadurch erworbenen Informationen abwägen. Dabei wurde von der überwiegenden Mehrheit der untersuchten Artikel konstatiert, dass diese Vorgehensweise im konkreten Fall gerechtfertigt ist. Gleichzeitig wurde die Kritik- und Kontrollfunktion des Journalismus als „vierte Gewalt“ betont. Allerdings wurden nicht nur teleologische, utilitaristische Argumente vorgebracht, sondern auch deontologische Entgegnungen, die Grundzüge des Kant’schen Kategorischen Imperativ aufwiesen.
This thesis is concerned with the problem of crossing ethical boundaries in the course of the uncovering of the “Causa Strasser” (or “Cash-For-Law-Scandal”) and, in conjunction with this, the discourse of media ethics as represented by the Austrian mass media. Under the theoretical perspective of different ethical concepts (mainly deontological and teleological ethics) and, complementary, media ethics as a special ethics for a defined field, it is analysed which one of these ethic concepts can be found in the discourse of the “Causa Strasser”. In addition, it is shown how the method of investigative undercover research – the method that was used by the journalists of the Sunday Times – is ethically and morally evaluated. To do so, a discourse analysis according to Jäger with elements of Keller’s discourse research is performed.
It is shown that the discourse about media ethics does not play a major role in the Austrian mass media – the attention of the mass media is rather turned on aspects of political moral. Input to this discourse is given mainly by experts. The discourse is thus enhanced to another level aloof of common reporting. Furthermore, it became apparent that the category of responsibility is mainly located on the level of the individual, but embedded by the law and judgement of ethics commissions such as the Austrian Press Council and the British Press Complaints Commission. The question if there is a violation of ethical norms and virtues in this case is mainly argued with utilitarian arguments. Investigative reporting and undercover research is shown as ethically correct if there is a public interest and a political significance of the uncovered information. The main part of the analysed articles has stated that undercover research is justified in this special case. Simultaneously, the critical and controlling function of mass media as “Fourth Estate” is emphasised. However, not only teleological, utilitarian arguments are produced but also deontological arguments are given. These resemble in their main features Kant’s Categorical Imperative.