Abstract (deu)
Schon der Begriff „Kloster“ verweist auf einen verschlossenen, von seiner Umwelt abgegrenzten Raum. Nach wie vor versteht man Klöster als Orte, die äußerliche Umwelteinflüsse abwenden, um nach innen gerichtet eine Konzentration auf die Belange der hier lebenden Menschen zu gewährleisten. Andererseits beherbergen Klöster von jeher auch Gäste, die vorübergehend weltliche Einflüsse hinter die Mauern der Klöster tragen. Dass innerhalb klösterlicher Mauern weltliches Personal angestellt wird, um den Anforderungen des Gästeaufenthalts gerecht zu werden, ist jedoch erst seit Kurzem zu beobachten. Dieses Phänomen ermöglicht im Rahmen dieser Arbeit eine Beschreibung des christlichen Klosters aus organisationssoziologischer Sicht.
Die hier vorliegende qualitative empirische Untersuchung verdeutlicht gesellschaftliche Funktionen eines Klosters aus dem Blickwinkel seiner Gäste. Um diesem Erkenntnisinteresse gerecht werden zu können, widmet sich die Arbeit zunächst der theoretischen Entwicklung einer soziologischen Typologie sozialer Gebilde. Als begriffliche Bezugsrahmen dienen die Typen Kirche – Sekte, Charismatische Gruppe, totale Institution und Organisation. Anhand ihrer jeweiligen Strukturmerkmale lässt sich das Kloster beschreiben. Die gesellschaftlichen Funktionen des Klosters werden ferner aus jenen Strukturmerkmalen abgeleitet, die für die Gäste im Laufe ihres Aufenthaltes zu erleben sind. Dieses Erleben des Gästeaufenthaltes wird einerseits über teilnehmende Beobachtungen, andererseits anhand qualitativer Interviews mit den Gästen eruiert und im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
So zeigt sich einerseits, dass das Kloster aus Sicht der Gäste verstärkt jene Merkmale aufweist, die für eine Interpretation desselben als Organisation sprechen. Andererseits wird deutlich, dass diese Organisation vor allem über die Organisation von Abwesenheiten darauf abzielt, eine Atmosphäre herzustellen, die es den Gästen ermöglicht, sich auf den Zweck ihres Aufenthalts zu konzentrieren. Daneben tragen auch die gern gesehenen Gäste zur Erfüllung des Zwecks der Ordensgemeinschaft bei, ohne mit dieser in Kontakt zu treten.