Abstract (deu)
Hannah More (1749-1833) war wahrscheinlich die bekannteste weibliche Schriftstellerin ihrer Zeit. Ihr langes und bedeutungsvolles Leben kann in klar umrissene Zeiträume untergeteilt werden. Diese Dissertation
beschäftigt sich mit der Zeit ihrer Rückkehr von London, wo sie als Dramatikerin und Bluestocking Berühmtheit erlangt hatte, nach Bristol, um sich neuen religiösen und sozialen Aufgaben zu widmen. Ihre Bemühungen, die britische Nation zu moralisieren, fanden vor dem
Hintergrund der Gefahr, die vom revolutionären Frankreich ausging sowie sozialer Unruhen in England und der sich ausbreitenden Philosophie der Aufklärung statt. Hannah More, eine unerschütterliche Anhängerin des
ancien régime, sah in diesen Ereignissen vorranging das Ergebnis der um sich greifenden Gottlosigkeit der Gesellschaft gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Bestärkt durch ihre evangelische Orientierung fühlte sie sich verpflichtet, die britische Nation zu retten, die Reichen wie die Armen. Den Frauen, deren Pflichten und Verantwortung, widmete sie ihre besondere Aufmerksamkeit. Sie war sich sicher, dass nur gemeinsam
die alte Ordnung, von der sie sich Stabilität und Sicherheit versprach, aufrecht erhalten werden konnte.
Diese Dissertation folgt den Spuren Hannah Mores auf ihrem moralischen Kreuzzug. Mit ihrem wachsenden Evangelikalismus steigerte sich auch ihr predigender Ton. Um moralische Reformen durchzusetzen, setzte sie
nicht nur ihre nimmermüde Feder ein, sondern lebte auch vor was sie predigte. Sie gründete eine Reihe von Schulen und trug zur wachsenden philanthropischen Bewegung bei. Sie bewies, dass Mildtätigkeit eine Herzensangelegenheit ist und nicht ein Opfer im Austausch für ein nicht
Gott gefälliges Leben.
Auch wenn Hannah More zu Lebzeiten bejubelt wurde, war sie trotzdem nicht unumstritten. Ihre offene Kritik an der Anglikanischen Kirche brachte ihr nicht nur Freunde ein. Heute noch gehen die Meinungen über sie auseinander. Sie bewegen sich zwischen 'Revolutionärin' und
'Frömmlerin'. Diese Dissertation hat zum Ziel, das Bild einer
hochintellektuellen Frau nachzuzeichnen, die von einer Mission beseelt war, welche nur im Zusammenhang des religiösen und moralischen Kontextes Ende des achtzehnten Jahrhunderts verstanden werden kann.