Abstract (deu)
Das Ziel der Arbeit ist es, das Motiv des unheimlichen Hauses als Ort der Angst in
Hoffmanns Das öde Haus, Gotthelfs Die schwarze Spinne, Storms Bulemanns Haus und
Fontanes Unterm Birnbaum herauszuarbeiten und dabei aufzuzeigen, wie ausdrucksstark und
differenziert jenes Motiv in der Schauerliteratur des 19. Jahrhunderts umgesetzt werden
konnte.
Über die Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen im 18. Jahrhundert, die notwendig
gewesen sind, um eine komplexere Schauerliteratur in Bezug auf die seelische Erschütterung
der Leserschaft hervorzubringen, folgt die Hinwendung zur Schauerliteratur der Schwarzen
Romantik und des Realismus, die das literarische Spiel mit den Urängsten des Menschen auf
ein neues Level erhöht. Um diese Ängste erkennen und begreifen zu können, werden nach
einer Definition von Freuds Begriff des „Unheimlichen“ grundlegende Bedeutungen der
Gefühle „Angst“ und „Furcht“ in Verbindung mit der menschlichen Psyche und der Literatur
dargelegt. Als Bereich bzw. Vorstufe der fantastischen Literatur erfährt die Schauerliteratur
auch eine erste Definition nach Tzvetan Todorov und Marianne Wünsch, wie hier skizziert
wird. Das Haus und dessen Situierung im Raum bzw. die Raumwahrnehmung stellen einen
zentralen Bereich der Werkanalyse dar, weshalb auch diese beiden grundlegenden Begriffe
eine Definition und eine Feststellung ihrer Rolle in den Disziplinen Philosophie, Psychologie,
Religion bzw. Aberglaube, Architektur und Literatur erfahren.
Im analytischen Teil der Arbeit, der eigentlichen Werkanalyse, wird schließlich die These
herausgearbeitet, dass die Häuser der Schauerliteratur des 19. Jahrhunderts auf sehr
unterschiedliche Art und Weise in ihrer Darstellung die menschliche Psyche symbolisieren,
aber auch zur Vermittlung von Gesellschaftskritik und zur Kritik des persönlichen Lebensstils
dienen können und als unheimliche Orte grundsätzlich unsere menschlichen Urängste
ansprechen.