Abstract (deu)
Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit der Rezeption der Bücher Ken Folletts im deutschen Sprachraum. Zwei Drittel seiner bislang 30 Werke wurden in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Bestsellern und mit steigendem Bekanntheitsgrad stiegen auch die Buchbesprechungen. Grundlage dieser Arbeit ist ein Korpus von 141 Artikeln, die aus Buchrezensionen, Interviews mit Ken Follett, Porträts über den Autor und Meldungen oder Artikeln, die Follett in anderen Zusammenhängen erwähnen, bestehen.
Die theoretischen Grundlagen dieser Arbeit beschäftigen sich mit den Einflüssen der neuen Medien auf die Literaturkritik, mit der Rezeptionsästhetik und der Rezeption von sogenannter Trivialliteratur, mit den Genres „Thriller“ und „historischer Roman“ sowie deren Bewertungen und der Sichtbarkeit bzw. Unsichtbarkeit von Übersetzerinnen und Übersetzern. Eine Übersetzung kann auch einen „Schweif“ an weiteren Bearbeitungen nach sich ziehen. Dieser Aspekt wird anhand der„Kometenschweifstudien“ von Armin Paul Frank und Brigitte Schultze näher besprochen.
Die Erfassung der Erstausgaben lieferte das Ergebnis, dass der zeitliche Abstand zwischen dem ersten Erscheinen des Titels in Originalsprache und der Übersetzung zunehmend kürzer geworden ist und bei den zuletzt erschienenen Romanen das Original und die Übersetzung sogar am gleichen Tag erschienen sind.
Bei der Analyse der Übersetzungen konnte festgestellt werden, dass Folletts frühe Werke von verschiedenen Übersetzerinnen und Übersetzern übertragen wurden. Mit wachsendem Erfolg wurden verstärkt dieselben Übersetzerinnen und Übersetzer bzw. dieselben Übersetzerteams eingesetzt. Dies hat zur Folge, dass die drei bedeutendsten Übersetzerinnen und Übersetzer (Till R. Lohmeyer, Christel Rost und Bernd Rullkötter) – diejenigen, die vier oder mehr Werke ins Deutsche übertragen haben – für 45% der Übersetzungen zumindest mitverantwortlich sind.
Mittels qualitativer Analyse des Korpus (der erwähnten 141 Artikel) wird dargelegt, welche inhaltlichen und sprachlichen Aspekte von den Rezensentinnen und Rezensenten besprochen werden und wie ihr Werturteil ausfällt. Zu den inhaltlichen Aspekten zählen Genre, Thema, Handlung, Erzähltechnik und Charaktere. Zu den sprachlichen Aspekten zählen Sprache, Stil und Ausdruck.
Bei der Auswertung der untersuchten Artikel wurde schnell deutlich, dass inhaltliche Aspekte am ausführlichsten besprochen werden und „Spannung“ eines der Schlüsselwörter der Rezensentinnen und Rezensenten bei der Beschreibung von Folletts Werken ist. Die genaue Recherche, historische Akkuratheit und routinierte Erzähltechnik Folletts werden insgesamt meist positiv erwähnt und mehrfach mit „handwerklichem Geschick“ des Autors begründet.
Die sprachliche und stilistische Bewertung nimmt mit zunehmendem Bekanntheitsgrad des Autors und steigenden Verkaufszahlen stark ab. Es ist dahingehend ein Trend zu bemerken, dass in den erschienenen Artikeln der Fokus der Rezensionen immer mehr auf die Person Ken Folletts, seinen Arbeitsalltag, seine Familie und seine politische Ausrichtung rückt.
Ein weiteres Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die durch die Rezensentinnen und Rezensenten vermittelte Auffassung von Übersetzung sichtbar zu machen. Die in den Rezensionen am Rande besprochene sprachliche und stilistische Kritik ist eigentlich eine indirekte Stellungnahme zur Übersetzung, was jedoch negiert beziehungsweise nicht explizit gemacht wird. Die seltene Erwähnung der Übersetzerinnen und Übersetzer (nur 29 Artikel führen die Namen zumindest im Literaturhinweis an) in den untersuchten Artikeln läßt darauf schließen, dass die Leserinnen und Leser den Eindruck vermittelt bekommen, das englische Original wäre mit der deutschen Übersetzung gleichzusetzen und der Autor – Ken Follett – sei alleine für den sprachlichen und stilistischen Ausdruck der deutschsprachigen Ausgaben verantwortlich. In nur acht Fällen wird auch im Artikel erwähnt, dass es sich bei dem besprochenen Roman um eine Übersetzung handelt, jedoch erfolgt nie eine namentliche Nennung der Übersetzerinnen und Übersetzer im Fließtext. Eine Übersetzungskritik wird offensichtlich nicht angestrebt. Es bedürfe weiterer Untersuchungen, jedoch liegt der Schluss nahe, dass diese Herangehensweise typisch für Trivialliteratur sein könnte.
Weitere, am Rande besprochene Aspekte der Rezeption betreffen die Hörbücher und Hörspiele und die Covergestaltung im deutschen Sprachraum.