Abstract (deu)
Hintergrund: Menschen mit mild cognitive impairment (MCI) nehmen emotionale Reize anders wahr, als gesunde Gleichaltrige. Eine Veränderung der Emotionalität kann ein frühes Zeichen verschiedener Demenzen sein. Ziel: Ziel dieser Studie ist es, herauszufinden, ob eine veränderte emotionale Reizbewertung bei MCI-PatientInnen ein erhöhtes Risiko markiert, eine Demenz zu entwickeln. Methoden: Der Zusammenhang zwischen emotionaler Reizbewertung (operationalisiert als vi-suell (IAPS) + olfaktorisch (Sniffin‘ Sticks), Valenz + Arousal/Intensität) und vier be-reits bekannten Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz (depressiven Symptomen, subjektiver Gedächtniseinschätzung, gesundheitsbezogener Lebens-qualität und Aktivitäten des täglichen Lebens) wurde bei 144 Personen mit MCI oder subjective memory impairment (SMI) untersucht. Außerdem wurde geprüft, ob es Gruppenunterschiede hinsichtlich der emotionalen Reizbewertung bei ge-meinsamer Betrachtung von Diagnose und den vier Markern gibt. Ergebnisse: Es besteht ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen den Arousal-Angaben im IAPS und den Skalen für psychische und körperliche Gesundheit des SF-36 bei nonamnestischen MCI (naMCI) PatientInnen. Außerdem zeigen naMCI-PatientInnen einen signifikanten negativen Zusammenhang zwischen subjektiver Gedächtnisein-schätzung und der Bewertung emotionalen Bildmaterials im IAPS. Sowohl naMCI-, als auch amnestische MCI (aMCI) PatientInnen weisen eine negative Beziehung zwi-schen der Skala für psychische Gesundheit des SF-36 und Valenzangaben bei den Sniffin‘ Sticks auf. Menschen mit SMI empfinden die Bilder des IAPS dann umso ne-gativer, je stärker ihre depressive Symptomatik ist. Gruppenunterschiede hinsicht-lich der emotionalen Reizbewertung bei gemeinsamer Betrachtung von Diagnose und Markern zeigen sich nur für visuelle Reize, signifikante Wechselwirkungen zwi-schen Diagnose und Markern gab es für visuelle Reize nur bei depressiven Sympto-men und körperlicher gesundheitsbezogener Lebensqualität. Betrachtet man die Effekte von hohen, bzw. niedrigen Valenz- und Arousalangaben auf die Risikomar-ker, kommt es zu keinen signifikanten Haupteffekten. Fazit: Es bestehen zwar keine durchgehenden Zusammenhangsmuster von emotionaler Reizbewertung zu den bereits bekannten Risikomarkern, allerdings könnte eine veränderte emotionale Reizbewertung dennoch ein neuer, unabhängiger Marker für ein Demenzrisiko sein. Dies müsste zukünftig in Längsschnittstudien untersucht werden.