Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Bewertung von Arztpraxen anhand des modifizierten Ertragswertverfahrens, sowie des Multiplikatorverfahrens. Eingangs werden die verschiedenartigsten Anlässe, die für eine Bewertung zutreffen können, erläutert. Ebenso werden die unterschiedlichen Funktionen, die ein Bewerter einnehmen kann, aufgezeigt.
In einem weiteren Schritt werden die Besonderheiten von Arztpraxen aufgezeigt und in drei Bereiche gegliedert: “Unternehmen” von öffentlichem Interesses, Klein- und Mittelbetriebe, sowie freiberufliche Praxen.
„Unternehmen“ von öffentlichem Interesse fehlt es an der Möglichkeit an der Börse zu notieren, jedoch besteht eine Sicherheit in Bezug auf die Einnahmen. Diese Gewissheit wird durch folgende Parameter garantiert: für medizinische Leistungen besteht eine sichere Nachfrage, die Konkurrenz unter den Ärzten wird tendenziell weniger und die Krankenkassen bieten sichere Einnahmen für Vertragsarztpraxen. Neben der fehlenden Börsennotierung und der Sicherheit der Einnahmen bestehen auch Markteintrittsschranken – einerseits durch eine notwendige Berufsbefugnis, andererseits durch die Regelung von Krankenkassen-Planstellen durch die Ärztekammer.
Neben dem öffentlichen Interesse ist die Arztpraxis aber vor allem auch eine freiberufliche Praxis mit all ihren Besonderheiten. Besondere Bedeutung erhält die Person des Arztes. Der Arzt ist die Schlüsselfigur im „Unternehmen“ Arztpraxis. Damit einher gehen eine starke Personenbezogenheit der Umsätze, sowie eine begrenzte Lebensdauer der freiberuflichen Praxis.
Eine weitere Besonderheit ist die größenmäßige Einordnung der Arztpraxis als Klein- oder Mittelbetrieb. Mit dieser Einreihung gelten für Arztpraxen dieselben Charakteristika wie für andere Klein- und Mittelbetriebe. Eigentum und Unternehmensführung sind in ein und derselben Person verwurzelt; familiäre Einflüsse des Arztes wirken auch auf die Arztpraxis; Privat- und Betriebsvermögen lassen sich schwer abgrenzen; der Arzt ist schlecht bis gar nicht diversifiziert; der Arzt hat eingeschränkte Möglichkeiten sich Kapital zu beschaffen. Ebenso ist eine Führung des Controllings nicht verpflichtend, was wiederum zu Planungslücken führt.
Nach der Erarbeitung der Besonderheiten von Arztpraxen werden für die Bewertung der Arztpraxis das modifizierte Ertragswertverfahren und die jeweiligen Komponenten erarbeitet. Hierzu werden die theoretischen Grundlagen der Unternehmensbewertung an die Bedürfnisse von Arztpraxen angepasst. Möglichkeiten der Wahl des Planungszeitraumes werden aufgezeigt und erörtert. Ebenso werden Ansätze für die Planung des Cash-Flows und des Diskontierungsfaktors aufgezeigt. Neben den theoretischen Grundlagen für den Einbezug einzelner Komponenten des Diskontierungsfaktors, wie Basiszinssatz, Marktrisikoprämie, Beta-Faktor, Steuern, Berücksichtigung von Insolvenzwahrscheinlichkeiten und weiterer Zu- und Abschläge, sollen praktische Ansätze und Bezugsquellen aufgezeigt werden.
In einem weiteren Abschnitt soll ein weiteres, stark vereinfachtes, Verfahren für die Plausibilisierung des Praxiswertes aufgezeigt werden: das Multiplikatorverfahren. Verschiedenste Erfahrungssätze werden aufgezeigt und gegenübergestellt.
Die vorliegende Arbeit wird durch ein Praxisbeispiel, welches alle in den vorherigen Kapiteln erarbeiteten und erläuterten Komponenten verbindet, abgerundet.