Abstract (deu)
Im Jahr 1621 veröffentlicht Kaspar Plautz, Abt des Stifts Seitenstetten, unter dem Pseudonym Honorius Philoponus das Buch Nova Typis Transacta Navigatio novi Orbis Indiae occidentalis. Es handelt sich dabei um einen Bericht über die Taten des Bernardo Boyl, Mönch aus Montserrat, der Kolumbus bei dessen zweiten Reise nach Westindien begleitete und somit einer der ersten Missionare in der Neuen Welt war. Plautz erzählt, von vielen anderen Reisebericht-Autoren inspiriert, von den abenteuerlichen Erlebnissen und den Missionierungstätigkeiten des Benediktiners Boyl. Dabei schreckt Plautz nicht zurück, willkürlich und teilweise ohne erkenbare Logik, reale und fiktive Elemente miteinander zu vermischen – eine Strategie, die ihm erlaubt, eigene Anliegen zu integrieren.
Ganz oben auf der Agenda steht die Selbstdarstellung. Plautz widmet sich mit Hilfe des Pseudonyms sein Werk selbst, hebt die eigenen Errungenschaften, sowie die seines Klosters hervor. Dies lässt sich problemlos mit Plautz' zweitem Ziel, der Verherrlichung des Benediktinerordens, vereinbaren. In einer Zeit, in der das benediktinische Mönchtum schon seit längerem seine Vorrangstellung verloren hat und eine gewisses Konkurrenzverhältnis zwischen den verschiedenen Orden besteht, verwundert es nicht, dass Plautz die Verdienste seiner eigenen Ordensgemeinschaft herausstreichen will. Darüber hinaus ist es ihm drittens aber auch wichtig in einer Phase der Glaubenskämpfe die gesamtkatholische Position gegenüber den Protestanten zu stärken. So instrumentalisiert er sein Werk, um gegen die „Häretiker“ zu polemisieren. Dass Plautz hierbei seiner eigenen Weltanschauung viel Platz einräumt, liegt auf der Hand.
Letzten Endes kann die Nova Typis Transacta Navigatio somit als aufschlussreiches Zeitzeugnis gelesen werden, das uns Einblicke in die Plautz'schen Lebenswelten – und möglicherweise darüber hinaus – gibt.