Abstract (deu)
Die grenzüberschreitende Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen ist ein Phänomen, das bis in die weite Vergangenheit zurückgeht. Menschen verließen zu allen Zeiten aus unterschiedlichen Gründen ihren Heimatsort, um anderswo eine gewünschte Behandlung durchführen zu lassen.
Personen aus weniger entwickelten Ländern reisten und reisen auch heute noch in reichere Länder, weil sie von der zu erwartenden besseren Qualität der Dienstleistungen und dem guten Ruf der Ärzte und des medizinischen Personals profitieren möchten. Aber auch Personen aus reicheren Ländern reisen in ärmere Länder, um sich dort behandeln zu lassen, weil die Behandlungskosten dort geringer sind, oder sie im Inland lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssten.
Diese Arbeit handelt vom Dolmetschen im rumänischen Medizintourismus. Rumänische PatientInnen verlassen ihr Heimatland und besuchen Kliniken und Krankenhäuser in Österreich, wo die Bedingungen und die technische Ausstattung besser sind als in Rumänien und wo die ÄrztInnen einen ausgezeichneten Ruf genießen.
Ziel dieser Arbeit ist, das Phänomen „rumänischer Medizintourismus“ in Österreich zu beschreiben und konkret herauszufinden, wie die Kommunikation zwischen den rumänischen PatientInnen und dem medizinischen Personal stattfindet. Dabei wird auf folgende Fragen eingegangen: Aus welchen Gründen verlassen rumänische PatientInnen ihr Heimatland, um sich in einem anderen Land behandeln zu lassen? Wieso kommen sie ausgerechnet nach Österreich? Wie gehen sie vor, nachdem sie den Entschluss gefasst haben, sich in Österreich behandeln zu lassen? Wie verlaufen die ÄrztInnensuche und die Kontaktaufnahme zu den medizinischen Einrichtungen? Wie findet die Kommunikation mit dem medizinischen Personal statt? Wann und wie werden dolmetschende Personen hinzugezogen? Wer sind diese Personen und unter welchen Bedingungen arbeiten sie?
Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, wurden im Zeitraum Februar 2011 und Februar 2012 Gespräche mit 10 Personen durchgeführt: medizinisches Personal, rumänische PatientInnen in Wien, sowie Laien- und professionelle DolmetscherInnen, die in diesem Bereich tätig sind.