Abstract (deu)
Seit der Wirtschaftskrise stehen die Europäischen Zentralbank und die
Meinungsverschiedenheiten über deren geldpolitische Maßnahmen mehr denn je
unter kritischer Betrachtung der Medien, der Öffentlichkeit und den Märkten.
Doch weder die Kommunikationswissenschaft noch die Wirtschaftswissenschaft
nimmt sich diesem Thema an. Vor Allem Nachrichtenagenturen werden eher
selten betrachtet. (vgl. Meinke, 2002: 11) Sie werden oft als neutral-passive
Vermittler (vgl. Mast, 2003: 26f) beschrieben, Nachrichten als Produkt (vgl.
Rosenberger, Schmid, 1997; Wilke, 1993, 1997, 2000, 2007; Segbers, 2007) oder
Dienstleistung (vgl. Meinke, 2002) gesehen. Ist diese Perspektive unvollständig,
die Idee der Nachricht als Ware und Dienstleistung nur Idealbild?
Hauptziel der Arbeit ist es Agenturjournalismus über Geldpolitik
kommunikationswissenschaftlich zu erschließen. Mittels einer induktiv qualitativen
Frame Analyse wird folgenden Forschungsfragen nachgegangen:
Welche Frames lassen sich in der Berichterstattung über
Meinungsverschiedenheiten über die Geldpolitik der EZB in Agenturmeldungen
finden? Wie werden in diesem Zusammenhang Jens Weidmann, die Bundesbank
und Deutschland dargestellt? Wie werden in diesem Zusammenhang Mario
Draghi, die Europäische Zentralbank, und die Eurozone dargestellt? Welche
Unterschiede können in den Medieninhalten der Dienste ausgemacht werden?
Dazu werden die Inhalte der Agenturen dpa-AFX, Market News International und
Reuters im Zeitraum August bis September 2012 verglichen. Mittels der Frame
Analyse konnten die Frames Appell, Konflikt, Dilemma, Ohnmacht, Politik und
Verfahren als Notwendigkeit ausgemacht werden und ließen sich den generischen
Basisframes (vgl. Semetko, Valkenburg, 2000) Wirtschaft, Konflikt und
Verantwortung zuordnen. Bei Reuters kann im Vergleich zu dpa-AFX und MNI
die größte Vielfalt an Frames zu Meinungsverschiedenheiten über Geldpolitik
gefunden werden. Bei der dpa-AFX weisen Frames im Vergleich zu MNI und
Reuters öfter eine negative Ausprägung bezüglich der Geldpolitik der EZB auf.
Neutrale Bewertungen wurden bei allen drei Agenturen ähnlich oft vorgenommen. MNI berichtet über Meinungsverschiedenheiten über Geldpolitik
eher ausgewogen, dpa-AFX eher negativ, Reuters eher positiv. MNI stellt die
Akteure neutraler als dpa-AFX und Reuters dar.