Abstract (deu)
In der Natur gibt es vielfältige Assoziationen von Bakterien mit Insekten und einfachen
Eukaryoten wie Protozoen. Der Acanthamoeben Endosymbiont Amoebophilus asiaticus sowie
Cardinium hertigii, ein Bakterium, das die Reproduktion von Schlüpfwespen beeinflussen
kann gehören zum relativ diversen Phylum der Bacteroidetes. Beide dieser Endosymbionten
sind mit anderen gut charakterisierten Endosymbionten aus diesem Phylum nur entfernt
verwandt und bilden gemeinsam eine Schwesterlinie. Zusätzlich haben die Genome von
Amoebophilus und Cardinium viele Gemeinsamkeiten.
In dieser Arbeit konnte mittels vergleichender Genomanalyse gezeigt werden, dass
Amoebophilus und Cardinium sehr reduzierte Genome haben und einen von einem Prophagen
abstammenden Sekretionsapparat besitzen. Dieser Sekretionsapparat ist einem defekten
Prophagen von dem Insektenpathogen Serratia entomophila von der genetischen Organisation
her sehr ähnlich. Mittels qPCR und Massenspektrometrie konnte gezeigt werden, dass dieser
Sekretionsapparat sehr stark während des infektiösen extrazellulären Stadiums im komplexen
Lebenszyklus des Acanthamoeben Endosymbionts Amoebophilus exprimiert wird. Der
Lebenszyklus von Amoebophilus wurde mittels Fluoreszenz in situ Hybridisierung, Cryo und
Transmissions Elektronenmikroskopie charakterisiert. Der Sekretionsapparat spielt eine sehr
entscheidende Rolle in der Translokation von Effektorproteinen, die die Wirts Symbionten
Interaktion vermitteln und bei der Wirtsmanipulation wichtig sind. Die Auswirkung der
Wirtsmanipulation des Wespensymbionts Cardinium ist schwerwiegend. Bei einer Kreuzung
von Symbionten infizierten Wespenmännchen mit nicht infizierten Wespenweibchen gibt es
keine Nachkommen. Dies erhöht die relative Fitness von infizierten Weibchen und führt zur
Verbreitung dieser strikt mütterlich vererbten Symbionten in der Wirtspopulation. Der
Phänotyp, der zu dieser Inkompatibilität in der Vermehrung des Wirtes führt wird
cytoplasmatische Inkompatibilität genannt. Cytoplasmatische Inkompatibilität wird auch von den entfernt verwandten Wolbachien ausgelöst. Mit vergleichender Genomanalyse unter der
Verwendung von „next generation“ Sequenzierungs Plattformen konnte gezeigt werden, dass
cytoplasmatische Inkompatibilität in beiden Bakterien unterschiedlichen evolutionären
Ursprungs ist.
Starke Effekte auf die Genomevolution in Symbionten können mobile genetische Elemente
wie Phagen, Plasmide oder Transposasen haben. Ein Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit
der evolutionären Beschreibung des Genoms von Amoebophilus, das von transposablen
genetischen Elementen übersät ist.
Zusammenfassend trägt diese Arbeit nicht nur zum besseren Verständnis der Evolution von
Wirts Symbionten Interaktion zweier Bacteroidetes Symbionten bei, sondern liefert auch
einen neuen Kontext für das bessere Verständnis von cytoplasmatischer Inkompatibilität und
stellt neues Wissen über Bakterien, die die Reproduktion von Insektenschädlingen
beeinflussen können, bereit.