Diese Arbeit setzt sich mit der Arbeitssituation von Erwachsenen mit einer sogenannten geistigen Behinderung in einer Werkstatt der „Beschäftigungstherapie“ in Wien auseinander. Obwohl geistige Behinderung ein Teil unserer Gesellschaft ist, scheint über diese Personengruppe und ihre Lebenswelt wenig bekannt zu sein. Dieses Nicht-Wissen sowie häufig damit verbundene Vorurteile erschweren es diesen Menschen, einen Arbeitsplatz zu finden, weshalb ein Großteil mangels Alternativen in Werkstätten arbeitet. Hierbei handelt es sich aber um kein sozialversichertes Arbeitsverhältnis, sondern um eine Betreuungsstruktur, wodurch ihnen auch der Zugang zu Lohn, Kollektivvertrag und Pension verwehrt bleibt und sie im Bereich Arbeit von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Auf der rechtlichen Ebene ergibt sich hier ein Widerspruch zwischen der Wiener Gesetzeslage, die diese segregierenden Institutionen regelt, und der von Österreich 2008 ratifizierten UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, in der Inklusion in allen Lebensbereichen gefordert wird.
Die Frage, wie Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung sich selbst und ihre Arbeit in diesen Werkstätten im Rahmen der rechtlichen Strukturen in Wien erleben, wurde methodisch anhand teilnehmender Beobachtung in einer Werkstatt der Lebenshilfe Wien, leitfadengestützter Interviews mit den dortigen MitarbeiterInnen mit Behinderung und BetreuerInnen sowie ExpertInneninterviews beantwortet. Der theoretische Erklärungsrahmen setzt sich aus den Disability Studies, anthropologischen Zugängen zu Arbeit und Recht sowie Bourdieus Praxeologie zusammen. Trotz der rechtlich benachteiligenden Strukturen scheinen die meisten der interviewten Erwachsenen mit sogenannter geistiger Behinderung mit ihrer Situation zufrieden sein. Eine Begründung hierfür können Bourdieus Habituskonzept und seine Theorie der symbolischen Gewalt geben. Durch die Sozialisation wird ein bestimmter Habitus ausgebildet, durch den die Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsspielräume vorstrukturiert sind. Im Fall von Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung handelt es sich um relativ enge Entscheidungsräume, die aber aufgrund der habituellen Internalisierung und der herrschenden symbolischen Gewalt positiv bewertet werden. Dennoch werden diese anerkannten Deutungen der „behinderten“ Lebenswelt durch die Interviewten auch in Frage gestellt und es wird Kritik an ihnen geübt.
This Master Thesis deals with the working situation of adults with a so-called mental disability in a day-care center in Vienna. Although mental disability is part of our society only little is known about this group of persons and their living and working situation. This lack of knowledge as well as prejudices makes it difficult for these persons to find a job. For the lack of alternatives most of them work in day-care centers, but these institutions are not places of employment but care facilities. Hence, they are not entitled to wages, pension claims and wage agreements. Further, these institutions segregate mentally disabled people from the society. There is a contradiction at the legal level between the Viennese Law, which regulates these segregating day-care centers, and the UN Convention on the Rights of Persons with Disability, which Austria ratified in 2008. The Convention clearly criticizes segregating institutions and promotes inclusion into all areas of social, economical and political life.
The research question, how mentally disabled people experience themselves and their work in day-care centers within the legal framework in Vienna, is answered by the methods participant observation in one day-care center of the Lebenshilfe Vienna, guided interviews with mentally disabled persons and caretakers and interviews with experts.
The theoretical framework is composed of the Disability Studies, anthropological approaches to work and law and Bourdieu´s Practice Theory. Despite the discriminating legal structures most of the mentally disabled adults are satisfied with their situation. This can be explained by Bourdieu´s habitus concept and his theory of symbolic violence. In the process of the socialization a certain habitus is developed which is marked by limited scopes to decide and act. Because of the symbolic violence even narrow scopes seem to be positive and enough for this group of persons. But these accepted interpretations of the social world are also questioned and criticized by the interviewed adults.
Diese Arbeit setzt sich mit der Arbeitssituation von Erwachsenen mit einer sogenannten geistigen Behinderung in einer Werkstatt der „Beschäftigungstherapie“ in Wien auseinander. Obwohl geistige Behinderung ein Teil unserer Gesellschaft ist, scheint über diese Personengruppe und ihre Lebenswelt wenig bekannt zu sein. Dieses Nicht-Wissen sowie häufig damit verbundene Vorurteile erschweren es diesen Menschen, einen Arbeitsplatz zu finden, weshalb ein Großteil mangels Alternativen in Werkstätten arbeitet. Hierbei handelt es sich aber um kein sozialversichertes Arbeitsverhältnis, sondern um eine Betreuungsstruktur, wodurch ihnen auch der Zugang zu Lohn, Kollektivvertrag und Pension verwehrt bleibt und sie im Bereich Arbeit von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Auf der rechtlichen Ebene ergibt sich hier ein Widerspruch zwischen der Wiener Gesetzeslage, die diese segregierenden Institutionen regelt, und der von Österreich 2008 ratifizierten UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, in der Inklusion in allen Lebensbereichen gefordert wird.
Die Frage, wie Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung sich selbst und ihre Arbeit in diesen Werkstätten im Rahmen der rechtlichen Strukturen in Wien erleben, wurde methodisch anhand teilnehmender Beobachtung in einer Werkstatt der Lebenshilfe Wien, leitfadengestützter Interviews mit den dortigen MitarbeiterInnen mit Behinderung und BetreuerInnen sowie ExpertInneninterviews beantwortet. Der theoretische Erklärungsrahmen setzt sich aus den Disability Studies, anthropologischen Zugängen zu Arbeit und Recht sowie Bourdieus Praxeologie zusammen. Trotz der rechtlich benachteiligenden Strukturen scheinen die meisten der interviewten Erwachsenen mit sogenannter geistiger Behinderung mit ihrer Situation zufrieden sein. Eine Begründung hierfür können Bourdieus Habituskonzept und seine Theorie der symbolischen Gewalt geben. Durch die Sozialisation wird ein bestimmter Habitus ausgebildet, durch den die Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsspielräume vorstrukturiert sind. Im Fall von Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung handelt es sich um relativ enge Entscheidungsräume, die aber aufgrund der habituellen Internalisierung und der herrschenden symbolischen Gewalt positiv bewertet werden. Dennoch werden diese anerkannten Deutungen der „behinderten“ Lebenswelt durch die Interviewten auch in Frage gestellt und es wird Kritik an ihnen geübt.
This Master Thesis deals with the working situation of adults with a so-called mental disability in a day-care center in Vienna. Although mental disability is part of our society only little is known about this group of persons and their living and working situation. This lack of knowledge as well as prejudices makes it difficult for these persons to find a job. For the lack of alternatives most of them work in day-care centers, but these institutions are not places of employment but care facilities. Hence, they are not entitled to wages, pension claims and wage agreements. Further, these institutions segregate mentally disabled people from the society. There is a contradiction at the legal level between the Viennese Law, which regulates these segregating day-care centers, and the UN Convention on the Rights of Persons with Disability, which Austria ratified in 2008. The Convention clearly criticizes segregating institutions and promotes inclusion into all areas of social, economical and political life.
The research question, how mentally disabled people experience themselves and their work in day-care centers within the legal framework in Vienna, is answered by the methods participant observation in one day-care center of the Lebenshilfe Vienna, guided interviews with mentally disabled persons and caretakers and interviews with experts.
The theoretical framework is composed of the Disability Studies, anthropological approaches to work and law and Bourdieu´s Practice Theory. Despite the discriminating legal structures most of the mentally disabled adults are satisfied with their situation. This can be explained by Bourdieu´s habitus concept and his theory of symbolic violence. In the process of the socialization a certain habitus is developed which is marked by limited scopes to decide and act. Because of the symbolic violence even narrow scopes seem to be positive and enough for this group of persons. But these accepted interpretations of the social world are also questioned and criticized by the interviewed adults.