Abstract (deu)
Wie der Titel der Arbeit schließen lässt, wurde von mir als Hauptziel die Erforschung des Wesens des modernen Schmucks, aber auch der modernen, das heißt der gegenwärtigen Schmuckkultur gesetzt. Das Thema schien mir von Anfang an als umfangreich, um bei der Auseinandersetzung mit dem ausschließlich auf kunstgeschichtliche Ebene zu bleiben. Es versteht sich demzufolge von selbst, dass der Versuch, zumindest die wichtigsten damit verbundenen Fragen zu beantworten, keineswegs ohne die Einbeziehung einiger eigentlich ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten passieren konnte. Was bedeutet der Schmuck heute und worauf achten die Menschen bei dem Kauf? Wie reagieren große Hersteller, aber auch einzelne Künstler, auf den Geschmack der Klientel? Oder beeinflussen sie diesen Geschmack selber? Wer diktiert also in diesem Zwischenverhältnis die Bedingungen und wer passt sich diesen an? Welche Rolle wird dabei den bekannten Markennamen, dem edlen Material und der damit verbundenen Prestige zugeordnet? Was berichten uns die Formen dieser kleinen und scheinbar unseriösen Dinge, die dennoch als untrennbare Teile eines Ganzen zu verstehen sind, über die Ästhetik unseres Zeitalters? Und, letztendlich, was hat das alles mit der Kunst zu tun?
Fragen über Fragen. Bevor ich mich aber damit zu befassen begonnen habe, hielt ich für wichtig, die historische Grundlage des Geschehens auf dem Gebiet des Schmucks als einer eignständiger Kunstgattung bis zum Beginn der neuen durch Übergang zur industriellen massenhaften Fertigungsmethoden bezeichneten Ära der Entwicklung zu analysieren und zumindest in Form eines relativ kurzen Überblicks im ersten Teil der Arbeit darzulegen. Dabei bin ich von der dem Thema bereits gewidmeten umfangreichen Fachliteratur ausgegangen, und habe außerdem versucht, einige bis zu unseren Tagen erhaltene, in Museen aufbewahrte Zeugnisse des menschlichen Könnens durch Prisma der zur Behandlung stehenden Problematik anzuschauen.
Als ebenso notwendige Vorstufe wollte ich dem Leser auch eine Vorstellung von dem vermitteln, wie die Schmuckherstellung überhaupt aussieht, welche Technologien da in Anspruch genommen werden und welche Materialien hauptsächlich in Frage kommen. Es ist ja bekannt, dass einige physische Eigenschaften der edlen Metalle und Steine, die sich sowohl bei den Handwerkern als auch bei den Träger und Trägerinnen großer Beliebtheit erfreuen, seit Jahrtausenden in Mittelpunkt gestellt werden und somit maßgeblich den Gestalt der Preziosen beeinflussen. Eine Tatsache also, die im Zusammenhang mit den anfangs gestellten Fragen von übergroßer Bedeutung ist.
Der vierte und größte Teil der Arbeit ist dann vollkommen der im Zuge der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Umwalzungen der zweiten Hälfte des 19., des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts zustande gekommenen Situation gewidmet. Die Branche hat sich verändert. Vor allem die auf die Absatzsteigerung orientierte Politik der Großunternehmer, der Luxuskonzerne, aber auch die Vorgehensweise der einzelnen Künstler, die – wie es zumindest aussieht – allesamt den die Tendenz zur Globalisierung habenden Marktregeln unterzogen werden, haben die ästhetische Wahrnehmung bemerkbar korrigiert. Ob das gut oder nicht ist, ist eine weitere Frage. Was aber im Zusammenhang mit derart Veränderungen als zweifellos bedenklich erscheint, ist die Tatsache, dass der Mensch, langsam aber sicher zum wichtigsten Bestandteil dieser Maschine geworden ist. Gegen eigenen Wille begann er nun als bloße Verbraucher zu fungieren, als statistische Einheit, deren Verhalten von hoch entwickelten Steuerhebeln kontrolliert wird, zu denen unter anderem die Mode und sämtliche Maßmedien zahlen. Um die Systematik dieses Prozesses zu verfolgen, wurde von mir eine andere Methode verwendet. Ich habe mich da nämlich weniger auf schriftliche Quellen konzentriert, sondern fand als mehr aufschlussreich direkte Beobachtung des Geschehens. Zur Verfügung standen mir also Modezeitschriften, Fernsehen, Internet und selbstverständlich der riesige Warenangebot der (noblen) Fachgeschäfte. Das alles hat mir sehr geholfen, einige wichtige Schlüsse zu ziehen und die gestellten Fragen zu beantworten. Das Dargelegte wird mit zahlreichen Abbildungen begleitet, die alle auf der beigelegten CD-Rom gespeichert sind.