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Title (deu)
Selbstdarstellung von österreichischen Sportlerinnen und Sportlern auf persönlichen Homepages in Bezug auf die Konstruktion von traditionellen Geschlechterrollen
Author
Franziska Kunzlik
Advisor
Roland Burkart
Assessor
Roland Burkart
Abstract (deu)
Im Zentrum dieser Arbeit steht die Selbstinszenierung von österreichischen Sportlerinnen und Sportlern auf deren persönlichen Homepages in Bezug auf die Konstruktion von traditionellen Geschlechterrollen. Hintergrund für das Forschungsinteresse in diesem Bereich bilden einerseits die Darstellungsprinzipien der Sportberichterstattung in den klassischen Mas-senmedien, welche immer noch erhebliche Geschlechterunterschiede konstruieren und andererseits die wachsende Notwendigkeit für Spitzen-sportler, sich erfolgreich zu vermarkten. Sportlerinnen sind in der medialen Berichterstattung seit jeher unterrepräsentiert und zahlreiche inhaltsanaly-tische Untersuchungen identifizierten unterschiedliche Strategien der ge-schlechterdifferenzierenden Repräsentation (vgl. Rulfos: 2013): Verniedlichung, Trivialisierung und Sexualisierung in der journalistischen Sprache und der visuellen Kommunikation gehören zu den typischen me-dialen Darstellungsprinzipien für Sportlerinnen. Durch die voranschreitende Professionalisierung und Kommerzialisierung des Veranstaltungssports und die finanziellen Belastungen, welche der Spitzensport für die AtheltInnen mit sich bringt, ist es für viele Akteure im Sport zu einer notwendigen Strategie geworden, Sportler als „Sportstars“ beziehungsweise als erfolg-reiche Personenmarken aufzubauen (vgl. Schierl: 2011, S. 341) – ent-sprechend müssen sich die SportlerInnen attraktiv präsentieren: Für die Öffentlichkeit, für das Publikum, für Sponsoren. Aus den genannten Gründen beschäftigt sich die Untersuchung damit, inwiefern bei der Online-Selbstinszenierung der Sportlerinnen geschlech-terstereotype Unterschiede, wie sie noch immer in der Sportberichterstat-tung konstruiert werden, festzustellen sind. Untersucht wurden zu diesem Zweck 16 persönliche Homepages von österreichischen Spitzensportle-rInnen – aus acht Sportarten wurde der Onlineauftritt jeweils einer Frau und eines Mannes analysiert. Vier der Sportarten sind in den Medien stark repräsentierte Disziplinen, vier medial eher unterrepräsentierte Sportarten. Die theoretische Basis für die Untersuchung der Selbstdarstellung der Sportlerinnen und Sportler bildet die Theorie der sozialen Konstruktion von Geschlecht, speziell das Konzept des Doing Gender (West & Zimmermann: 1987). Geschlecht bedeutet beim Doing Gender „Geschlechterdarstellung“ – die Zuordnung eines Menschen zum Geschlecht Mann oder Frau wird dabei in sozialen Interaktionen ständig konstruiert und aufrechterhalten. Kulturelle Symbole, wie etwa Bewegung, Gestik, Kleidung, Verhalten oder Emotionen bilden die Basis für die Herstellung des sozialen Geschlechts „Gender“. Geschlechterstereotype – „typische“ Eigenschaften und Verhaltensweisen, in denen sich weibliche und männliche Personen unterscheiden werden hierbei transportiert und haben vielfältige Auswirkungen, denn sie finden sich in der sozialen Wahrnehmung und Interaktion, im Selbstbild, in Interessen, der Berufswahl, Arbeitsteilung, im Sport und vielen anderen Bereich (vgl. Alfermann: 2008, S.3). Fasst man die Grundgedanken der sozialkonstruktivistischen Geschlechtertheorie zusammen, ist Geschlecht also nicht etwas, das wir haben oder sind, sondern etwas was wir tun, was wir in unseren alltäglichen Interaktionen mit Anderen immer wieder herstellen und aufrechterhalten. Ziel war es, herauszufinden inwiefern bei der Online-Selbstinszenierung von österreichischen Spitzensportlerinnen und Sportlern auf deren persönlichen Homepages geschlechterstereotype Unterschiede aus der Sportberichterstattung festzustellen sind. In welchem Ausmaß und bei welchen Aspekten der Selbstdarstellung wird Geschlecht im Sinne der sozialen Konstruktion von Geschlecht und des Doing-Gender-Konzepts hergestellt? Gibt es Bereichen, in denen sich SportlerInnen als performativ „männlich“ beziehungsweise „weiblich“ darstellen und wo sind eventuell Gemeinsamkeiten und eine Auflösung von Geschlechterunterschieden festzustellen? Um der beschriebenen Fragestellung gerecht zu werden, wurden die Homepages umfangreich und hinsichtlich unterschiedlicher Aspekte untersucht: Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten lassen sich auf textlicher Ebene hinsichtlich der Inszenierung als erfolgreiche(r) Sportler(in) und in Bezug auf die Thematisierung von außersportlichen Aspekten beziehungsweise der Inszenierung als Privatperson feststellen? Noch intensiver wurde die visuelle Darstellung in den Blick genommen: Welchen Stellenwert hat die visuelle Inszenierung generell? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten lassen sich hinsichtlich der visuellen Präsentation als aktive(r) und erfolgreiche(r) SporlterIn feststellen? Inwieweit lassen sich Differenzen beim Bildausschnitt und den präsentierten Jubelposen feststellen? In welchem Ausmaß können auf den veröffentlichten Fotos „Männlichkeits-„ und „Weiblichkeitsrituale“, die in der Körpersprache zum Ausdruck kommen (vgl. Mühlen Achs 1995/1998), identifiziert werden? Im Zentrum der Untersuchung stehen die Inhalte der SportlerInnen-Homepages – aus diesem Grund wurde für die vorliegende Arbeit die Inhaltsanalyse als empirische Methode eingesetzt. Mithilfe einer Kombination aus qualitativen und quantitativen Schritten nach Mayring (2010, S. 20 f) wurde zuerst aus der Theorie und den Erkenntnissen aus dem Forschungsstand ein umfangreiches Kategoriensystem abgeleitet, mit welchem im Anschluss die gesamten Homepage-Inhalte inhaltsanalytisch untersucht wurden. Entsprechend dem Forschungsinteresse wurden dabei sowohl die textliche, als auch die visuelle Ebene in den Blick genommen. Mit einem zweiten Kategoriensystem fand zusätzlich eine Detailanalyse von insgesamt 80 Bildern statt (jeweils 5 Bilder wurden mittels systematischem Schlüssel aus den Fotogalerien der SportlerInnen „gezogen“). Die gewonnen Daten wurden in das Statistikprogramm SPSS eingegeben und durch dieses ausgewertet. Mittels Häufigkeits-Kreuztabellen und Mittelwertvergleichen wurden die Homepage-Inhalte von Frauen und Männern miteinander verglichen. Außerdem fand ein Vergleich zwischen Frauen aus medialen Haupt- und Randsportarten statt. Zusammenfassend scheint auf den untersuchten SportlerInnen-Homepages sowohl auf der textlichen, als auch auf der visuellen Ebene bei beiden Geschlechtern die Inszenierung im Sportbereich und die Darstellung der sportlichen Leistungen und Erfolge das wichtigste Thema zu sein. Von einer Aufrechterhaltung geschlechterstereotyper Unterschiede aus der klassischen Sportberichterstattung im Sinne der sozialen Konstruktion von Geschlecht kann auf den persönlichen Homepages im Großen und Ganzen nur hinsichtlich der visuellen Inszenierung des äußeren Erscheinungsbildes gesprochen werden. Größere Unterschiede hinsichtlich der visuellen Präsentation gab es allerdings im Vergleich zwischen Frauen aus medialen Rand- und Hauptsportarten – interessanterweise präsentieren sich die Frauen aus den Randsportarten sowohl stärker im Sportbereich und als erfolgreiche und körperlich starke Sportlerinnen, als auch in vielfacher Hinsicht als attraktive Frauen. Die Inszenierung der Frauen als aktive, erfolgreiche Sportlerinnen UND attraktive, weibliche Frauen lässt die Interpretation zu, dass die Sportlerinnen die ihnen gegebenen Möglichkeiten einer erfolgreichen Vermarktung bestmöglich und umfangreich zu nutzen versuchen – nach Schierl (vgl. 2011, S. 335ff) ist die äußere Erscheinung von SpitzensportlerInnen einer der wichtigsten, zumindest teilweise steuerbaren Bereiche im Rahmen eines professionellen Sportlermarketings. Die „Pionierstudien“ im Bereich der Online-Selbstinszenierung von SportlerInnen vor dem Hintergrund der sozialen Konstruktion von Geschlecht (vgl. z.B. Pauli: 2008, Lebel: 2013) legen insgesamt nahe, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in der Eigeninszenierung auf den jeweiligen Onlineauftritten geringer ausgeprägt sind als in den klassischen Sportmedien, da sowohl Aspekte von Doing Gender als auch von Undoing Gender gefunden werden konnten und sich Geschlechterdifferenzen ausschließlich bei den veröffentlichten Fotos finden lassen. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung fügen sich nahtlos in die eben genannten ein und können diese noch spärlich gesäten Tendenzen (in Bezug auf die geringe Anzahl der bestehenden Studien) im Bereich der sozialen Konstruktion von Geschlecht bei der Online-Selbstinszenierung von SporlterInnen bestätigen.
Abstract (eng)
The following paper deals with the self-presentation of Austrian top male and female athletes on their personal homepages concerning traditional gender roles. Background for the research interest are not only the principles of presentation for athletes in the traditional mass media, which still create significant differences between men and women, but also the growing necessity for top athletes to successfully market themselves. Female athletes are underrepresented in the media coverage and numerous content analyses identified different strategies of gender-specific representation (cf. Rulofs: 2013). Belittlement, trivialization and sexualization in the journalistic language and the visual communication are amongst the typical presentation principles of the media. Through the increasing professionalization and commercialization of sporting events and the financial burden for top athletes, many of them need a professional strategy to become a brand themselves (cf. Schierl: 2011, p. 341). Therefore top athletes need to be attractive for the public, the audience and potential sponsors. The goal of this paper is to find out, if there can be found any gender-specific differences within the self-presentation of top male and female athletes on their personal homepages. 16 personal homepages were analyzed. 8 male and 8 female athletes, four highly medial represented and four medial underrepresented disciplines were part of the sample. Theoretical background for this paper and the anlysis of the athlete’s homepages is the social construction of gender, especially the concept of doing gender (West & Zimmermann: 1987). In this concept gender means the display of gender – the allocation of a person to the male or female gender is constantly constructed and maintained in social interactions. Cultural symbols as movements, gesture, clothes, behavior or emotions build the basis for the construction of gender. Gender stereotypes – „typical“ attributes, which build a difference between women and men – are transported within this construction and have an impact on various areas of life: Gender stereotypes can be found in the social perception and interaction, in the self-image, in interests, in the choice of career, the division of work, in sports and many other areas (cf. Alfermann: 2008, S. 3). Summarized, gender isn’t something we are or have, it is something we do, what we consistently construct and keep upright in our everyday interactions with others. Goal of this paper was to find out to what extent Austrian male and female top athletes construct gender differences, as they still can be found in the mass media, on their personal homepages. In which aspects of their online self-presentation do they construct or deconstruct gender in accordance to the doing gender concept? Are there any areas of their web presence in which they present themselves as “typical“ male or female? In which areas similarities and a deconstruction of gender differences can be found? To answer the presented questions in a proper way, the 16 homepages were analyzed with regard to various aspects: Which differences and similarities can be identified on the text level, concerning the presentation as successful athlete on the one hand and the presentation as private individual on the other? The larger focus was placed on the visual presentation: How important is the visual presentation (of themselves) to the athletes? Which differences and similarities can be found regarding the visual presentation as active and successful athlete, in the usage of different image details and the presentation of cheering-pictures? To what extent “typical“ male and female rituals can be identified in their body language (cf. Mühlen Achs: 1995/1988)? The contents of the athletes´ homepages build the center of this analysis – therefore the content analysis was chosen and applied as empirical method. With a combination of qualitative and quantitative steps (cf. Mayring: 2010: p. 20f) and the knowledge from the theoretical part and the present state of research a substantial system of categories was designed. With the help of this category system the entire homepages were analyzed. With a second category system a detailed analysis of 80 pictures chosen from the picture galleries was undertaken. The generated data were transferred to and evaluated with the statistical program SPSS. Cross tabulations and arithmetic mean were used to compare the homepage contents of men and women, furthermore female athletes from disciplines with a high media attention were compared to those which are underrepresented in the media. To summarize, the presentation in the field of sports and the display of sportive performances and sporting success seem to be the most important topic on both the text level and the visual level. A noteworthy maintenance of stereotypical gender differences, which can be found in the mass media, was only shown in the visual presentation of the outer appearance. Larger differences appeared when comparing the female athletes from the different categories of disciplines (high and low media attention). Women from the disciplines, which are underrepresented in the media, presented themselves more distinct in the field of sports and as successful and physically strong athletes as well as attractive women in many respects. The general presentation of the female athletes in the analyzed sample as active and successful sportswomen AND attractive and female women can lead to the interpretation, that female athletes try to use their possibilities to market themselves in the sports sector extensively and in the best possible way. Schierl (cf. 2011, p. 335ff) sees the outer appearance of athletes as one of the most important, at least partially controllable aspects in the context of a professional marketing for athletes. The pioneering works in the area of the online self-presentation of athletes in respect of the social construction of gender (cf. e.g. Pauli: 2008, Lebel: 2013) suggest, that there are less differences between male and female athletes found within their online self-presentation as in the traditional sports media. Aspects of doing gender as well as of undoing gender were found, whereby noteworthy gender differences were only identified in the published pictures. The findings of this paper are seamlessly incorporated amongst the results of the mentioned pioneering works and can confirm the tendencies of the previous sparesly sown studies in the area of athletes´ self-presentation in the respect of the social construction of gender.
Keywords (eng)
self-presentation of athletessocial construction of genderdoing gendercontent analysishomepages
Keywords (deu)
Selbstdarstellung von Sportlerinnen und Sportlernsoziale Konstruktion von GeschlechtDoing GenderInhaltsanalyseHomepages
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1311523
rdau:P60550 (deu)
160 S. : graph. Darst.
Number of pages
160
Members (1)
Title (deu)
Selbstdarstellung von österreichischen Sportlerinnen und Sportlern auf persönlichen Homepages in Bezug auf die Konstruktion von traditionellen Geschlechterrollen
Author
Franziska Kunzlik
Abstract (deu)
Im Zentrum dieser Arbeit steht die Selbstinszenierung von österreichischen Sportlerinnen und Sportlern auf deren persönlichen Homepages in Bezug auf die Konstruktion von traditionellen Geschlechterrollen. Hintergrund für das Forschungsinteresse in diesem Bereich bilden einerseits die Darstellungsprinzipien der Sportberichterstattung in den klassischen Mas-senmedien, welche immer noch erhebliche Geschlechterunterschiede konstruieren und andererseits die wachsende Notwendigkeit für Spitzen-sportler, sich erfolgreich zu vermarkten. Sportlerinnen sind in der medialen Berichterstattung seit jeher unterrepräsentiert und zahlreiche inhaltsanaly-tische Untersuchungen identifizierten unterschiedliche Strategien der ge-schlechterdifferenzierenden Repräsentation (vgl. Rulfos: 2013): Verniedlichung, Trivialisierung und Sexualisierung in der journalistischen Sprache und der visuellen Kommunikation gehören zu den typischen me-dialen Darstellungsprinzipien für Sportlerinnen. Durch die voranschreitende Professionalisierung und Kommerzialisierung des Veranstaltungssports und die finanziellen Belastungen, welche der Spitzensport für die AtheltInnen mit sich bringt, ist es für viele Akteure im Sport zu einer notwendigen Strategie geworden, Sportler als „Sportstars“ beziehungsweise als erfolg-reiche Personenmarken aufzubauen (vgl. Schierl: 2011, S. 341) – ent-sprechend müssen sich die SportlerInnen attraktiv präsentieren: Für die Öffentlichkeit, für das Publikum, für Sponsoren. Aus den genannten Gründen beschäftigt sich die Untersuchung damit, inwiefern bei der Online-Selbstinszenierung der Sportlerinnen geschlech-terstereotype Unterschiede, wie sie noch immer in der Sportberichterstat-tung konstruiert werden, festzustellen sind. Untersucht wurden zu diesem Zweck 16 persönliche Homepages von österreichischen Spitzensportle-rInnen – aus acht Sportarten wurde der Onlineauftritt jeweils einer Frau und eines Mannes analysiert. Vier der Sportarten sind in den Medien stark repräsentierte Disziplinen, vier medial eher unterrepräsentierte Sportarten. Die theoretische Basis für die Untersuchung der Selbstdarstellung der Sportlerinnen und Sportler bildet die Theorie der sozialen Konstruktion von Geschlecht, speziell das Konzept des Doing Gender (West & Zimmermann: 1987). Geschlecht bedeutet beim Doing Gender „Geschlechterdarstellung“ – die Zuordnung eines Menschen zum Geschlecht Mann oder Frau wird dabei in sozialen Interaktionen ständig konstruiert und aufrechterhalten. Kulturelle Symbole, wie etwa Bewegung, Gestik, Kleidung, Verhalten oder Emotionen bilden die Basis für die Herstellung des sozialen Geschlechts „Gender“. Geschlechterstereotype – „typische“ Eigenschaften und Verhaltensweisen, in denen sich weibliche und männliche Personen unterscheiden werden hierbei transportiert und haben vielfältige Auswirkungen, denn sie finden sich in der sozialen Wahrnehmung und Interaktion, im Selbstbild, in Interessen, der Berufswahl, Arbeitsteilung, im Sport und vielen anderen Bereich (vgl. Alfermann: 2008, S.3). Fasst man die Grundgedanken der sozialkonstruktivistischen Geschlechtertheorie zusammen, ist Geschlecht also nicht etwas, das wir haben oder sind, sondern etwas was wir tun, was wir in unseren alltäglichen Interaktionen mit Anderen immer wieder herstellen und aufrechterhalten. Ziel war es, herauszufinden inwiefern bei der Online-Selbstinszenierung von österreichischen Spitzensportlerinnen und Sportlern auf deren persönlichen Homepages geschlechterstereotype Unterschiede aus der Sportberichterstattung festzustellen sind. In welchem Ausmaß und bei welchen Aspekten der Selbstdarstellung wird Geschlecht im Sinne der sozialen Konstruktion von Geschlecht und des Doing-Gender-Konzepts hergestellt? Gibt es Bereichen, in denen sich SportlerInnen als performativ „männlich“ beziehungsweise „weiblich“ darstellen und wo sind eventuell Gemeinsamkeiten und eine Auflösung von Geschlechterunterschieden festzustellen? Um der beschriebenen Fragestellung gerecht zu werden, wurden die Homepages umfangreich und hinsichtlich unterschiedlicher Aspekte untersucht: Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten lassen sich auf textlicher Ebene hinsichtlich der Inszenierung als erfolgreiche(r) Sportler(in) und in Bezug auf die Thematisierung von außersportlichen Aspekten beziehungsweise der Inszenierung als Privatperson feststellen? Noch intensiver wurde die visuelle Darstellung in den Blick genommen: Welchen Stellenwert hat die visuelle Inszenierung generell? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten lassen sich hinsichtlich der visuellen Präsentation als aktive(r) und erfolgreiche(r) SporlterIn feststellen? Inwieweit lassen sich Differenzen beim Bildausschnitt und den präsentierten Jubelposen feststellen? In welchem Ausmaß können auf den veröffentlichten Fotos „Männlichkeits-„ und „Weiblichkeitsrituale“, die in der Körpersprache zum Ausdruck kommen (vgl. Mühlen Achs 1995/1998), identifiziert werden? Im Zentrum der Untersuchung stehen die Inhalte der SportlerInnen-Homepages – aus diesem Grund wurde für die vorliegende Arbeit die Inhaltsanalyse als empirische Methode eingesetzt. Mithilfe einer Kombination aus qualitativen und quantitativen Schritten nach Mayring (2010, S. 20 f) wurde zuerst aus der Theorie und den Erkenntnissen aus dem Forschungsstand ein umfangreiches Kategoriensystem abgeleitet, mit welchem im Anschluss die gesamten Homepage-Inhalte inhaltsanalytisch untersucht wurden. Entsprechend dem Forschungsinteresse wurden dabei sowohl die textliche, als auch die visuelle Ebene in den Blick genommen. Mit einem zweiten Kategoriensystem fand zusätzlich eine Detailanalyse von insgesamt 80 Bildern statt (jeweils 5 Bilder wurden mittels systematischem Schlüssel aus den Fotogalerien der SportlerInnen „gezogen“). Die gewonnen Daten wurden in das Statistikprogramm SPSS eingegeben und durch dieses ausgewertet. Mittels Häufigkeits-Kreuztabellen und Mittelwertvergleichen wurden die Homepage-Inhalte von Frauen und Männern miteinander verglichen. Außerdem fand ein Vergleich zwischen Frauen aus medialen Haupt- und Randsportarten statt. Zusammenfassend scheint auf den untersuchten SportlerInnen-Homepages sowohl auf der textlichen, als auch auf der visuellen Ebene bei beiden Geschlechtern die Inszenierung im Sportbereich und die Darstellung der sportlichen Leistungen und Erfolge das wichtigste Thema zu sein. Von einer Aufrechterhaltung geschlechterstereotyper Unterschiede aus der klassischen Sportberichterstattung im Sinne der sozialen Konstruktion von Geschlecht kann auf den persönlichen Homepages im Großen und Ganzen nur hinsichtlich der visuellen Inszenierung des äußeren Erscheinungsbildes gesprochen werden. Größere Unterschiede hinsichtlich der visuellen Präsentation gab es allerdings im Vergleich zwischen Frauen aus medialen Rand- und Hauptsportarten – interessanterweise präsentieren sich die Frauen aus den Randsportarten sowohl stärker im Sportbereich und als erfolgreiche und körperlich starke Sportlerinnen, als auch in vielfacher Hinsicht als attraktive Frauen. Die Inszenierung der Frauen als aktive, erfolgreiche Sportlerinnen UND attraktive, weibliche Frauen lässt die Interpretation zu, dass die Sportlerinnen die ihnen gegebenen Möglichkeiten einer erfolgreichen Vermarktung bestmöglich und umfangreich zu nutzen versuchen – nach Schierl (vgl. 2011, S. 335ff) ist die äußere Erscheinung von SpitzensportlerInnen einer der wichtigsten, zumindest teilweise steuerbaren Bereiche im Rahmen eines professionellen Sportlermarketings. Die „Pionierstudien“ im Bereich der Online-Selbstinszenierung von SportlerInnen vor dem Hintergrund der sozialen Konstruktion von Geschlecht (vgl. z.B. Pauli: 2008, Lebel: 2013) legen insgesamt nahe, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in der Eigeninszenierung auf den jeweiligen Onlineauftritten geringer ausgeprägt sind als in den klassischen Sportmedien, da sowohl Aspekte von Doing Gender als auch von Undoing Gender gefunden werden konnten und sich Geschlechterdifferenzen ausschließlich bei den veröffentlichten Fotos finden lassen. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung fügen sich nahtlos in die eben genannten ein und können diese noch spärlich gesäten Tendenzen (in Bezug auf die geringe Anzahl der bestehenden Studien) im Bereich der sozialen Konstruktion von Geschlecht bei der Online-Selbstinszenierung von SporlterInnen bestätigen.
Abstract (eng)
The following paper deals with the self-presentation of Austrian top male and female athletes on their personal homepages concerning traditional gender roles. Background for the research interest are not only the principles of presentation for athletes in the traditional mass media, which still create significant differences between men and women, but also the growing necessity for top athletes to successfully market themselves. Female athletes are underrepresented in the media coverage and numerous content analyses identified different strategies of gender-specific representation (cf. Rulofs: 2013). Belittlement, trivialization and sexualization in the journalistic language and the visual communication are amongst the typical presentation principles of the media. Through the increasing professionalization and commercialization of sporting events and the financial burden for top athletes, many of them need a professional strategy to become a brand themselves (cf. Schierl: 2011, p. 341). Therefore top athletes need to be attractive for the public, the audience and potential sponsors. The goal of this paper is to find out, if there can be found any gender-specific differences within the self-presentation of top male and female athletes on their personal homepages. 16 personal homepages were analyzed. 8 male and 8 female athletes, four highly medial represented and four medial underrepresented disciplines were part of the sample. Theoretical background for this paper and the anlysis of the athlete’s homepages is the social construction of gender, especially the concept of doing gender (West & Zimmermann: 1987). In this concept gender means the display of gender – the allocation of a person to the male or female gender is constantly constructed and maintained in social interactions. Cultural symbols as movements, gesture, clothes, behavior or emotions build the basis for the construction of gender. Gender stereotypes – „typical“ attributes, which build a difference between women and men – are transported within this construction and have an impact on various areas of life: Gender stereotypes can be found in the social perception and interaction, in the self-image, in interests, in the choice of career, the division of work, in sports and many other areas (cf. Alfermann: 2008, S. 3). Summarized, gender isn’t something we are or have, it is something we do, what we consistently construct and keep upright in our everyday interactions with others. Goal of this paper was to find out to what extent Austrian male and female top athletes construct gender differences, as they still can be found in the mass media, on their personal homepages. In which aspects of their online self-presentation do they construct or deconstruct gender in accordance to the doing gender concept? Are there any areas of their web presence in which they present themselves as “typical“ male or female? In which areas similarities and a deconstruction of gender differences can be found? To answer the presented questions in a proper way, the 16 homepages were analyzed with regard to various aspects: Which differences and similarities can be identified on the text level, concerning the presentation as successful athlete on the one hand and the presentation as private individual on the other? The larger focus was placed on the visual presentation: How important is the visual presentation (of themselves) to the athletes? Which differences and similarities can be found regarding the visual presentation as active and successful athlete, in the usage of different image details and the presentation of cheering-pictures? To what extent “typical“ male and female rituals can be identified in their body language (cf. Mühlen Achs: 1995/1988)? The contents of the athletes´ homepages build the center of this analysis – therefore the content analysis was chosen and applied as empirical method. With a combination of qualitative and quantitative steps (cf. Mayring: 2010: p. 20f) and the knowledge from the theoretical part and the present state of research a substantial system of categories was designed. With the help of this category system the entire homepages were analyzed. With a second category system a detailed analysis of 80 pictures chosen from the picture galleries was undertaken. The generated data were transferred to and evaluated with the statistical program SPSS. Cross tabulations and arithmetic mean were used to compare the homepage contents of men and women, furthermore female athletes from disciplines with a high media attention were compared to those which are underrepresented in the media. To summarize, the presentation in the field of sports and the display of sportive performances and sporting success seem to be the most important topic on both the text level and the visual level. A noteworthy maintenance of stereotypical gender differences, which can be found in the mass media, was only shown in the visual presentation of the outer appearance. Larger differences appeared when comparing the female athletes from the different categories of disciplines (high and low media attention). Women from the disciplines, which are underrepresented in the media, presented themselves more distinct in the field of sports and as successful and physically strong athletes as well as attractive women in many respects. The general presentation of the female athletes in the analyzed sample as active and successful sportswomen AND attractive and female women can lead to the interpretation, that female athletes try to use their possibilities to market themselves in the sports sector extensively and in the best possible way. Schierl (cf. 2011, p. 335ff) sees the outer appearance of athletes as one of the most important, at least partially controllable aspects in the context of a professional marketing for athletes. The pioneering works in the area of the online self-presentation of athletes in respect of the social construction of gender (cf. e.g. Pauli: 2008, Lebel: 2013) suggest, that there are less differences between male and female athletes found within their online self-presentation as in the traditional sports media. Aspects of doing gender as well as of undoing gender were found, whereby noteworthy gender differences were only identified in the published pictures. The findings of this paper are seamlessly incorporated amongst the results of the mentioned pioneering works and can confirm the tendencies of the previous sparesly sown studies in the area of athletes´ self-presentation in the respect of the social construction of gender.
Keywords (eng)
self-presentation of athletessocial construction of genderdoing gendercontent analysishomepages
Keywords (deu)
Selbstdarstellung von Sportlerinnen und Sportlernsoziale Konstruktion von GeschlechtDoing GenderInhaltsanalyseHomepages
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1311524
Number of pages
160