Ausgehend von der Beobachtung, dass negative Selbstverhältnisse einen bemerkenswerten Teil unserer Lebenswirklichkeit ausmachen, soll in der Arbeit ergründet werden, weshalb dies so ist und worin genau die Negativität besteht. Ziel ist es, nach Methoden und Modellen zu suchen, welche die Negativität in ihrer Möglichkeit und Wirklichkeit erhellen können. Insofern versteht sich die Arbeit als Beitrag zu einer vollständigeren Anthropologie, welche auch die Abgründe des Menschseins einbezieht.
Vor dem Hintergrund dieses Anliegens werden die Ansätze Søren Kierkegaards und des frühen Jean-Paul Sartre befragt, welche die Negativität im Selbstverhältnis in ihre jeweiligen anthropologischen Modelle integrieren, und zwar solchermaßen, dass sie sie nicht nur als ‚defizitäre‘ Selbstverwirklichung herunterspielen, von der wir uns – auf der Basis eines ‚gutes Willens‘ – jederzeit befreien können. Vielmehr sehen beide die Negativität in unserem Menschsein zutiefst verwurzelt und werden dadurch erst dem Sachverhalt gerecht, dass sie sich nicht ohne weiteres überwinden lässt.
Nacheinander werden Kierkegaards und Sartres anthropologische Modelle von ihren (methodischen) Grundlagen her erarbeitet, um nachzuvollziehen, worin die Autoren die Negativität jeweils sehen und wie sie sich ihnen zufolge aufheben lässt. Der Fokus des Kierkegaard-Teils liegt auf dem Begriff des Dämonischen, als dessen Prototyp die Figur des Ästhetikers aus Entweder-Oder herausgestellt wird. Die Analysen des Sartre-Teils haben ihren Schwerpunkt im Begriff der Unaufrichtigkeit als dem negativem Selbstverhältnis par excellence. Der Fluchtpunkt der im abschließenden dritten Teil stattfindenden Gegenüberstellung der Ergebnisse beider Untersuchungen liegt in der Ausarbeitung eines anthropologischen Modells, welches der Bedeutung negativer Selbstverhältnisse gerecht wird.
Als Basis für die Gegenüberstellung dienen die Strukturanalysen aus der Krankheit zum Tode, welche am Begriff der Verzweiflung bzw., in seiner höchsten Bewusstseinsstufe, dem Dämonischen, die Negativität in ihren Varianten und Facetten zu ergründen versucht. Herausgearbeitet wird, dass Sartre diese Struktur in Das Sein und das Nichts und, ergänzend hierzu, in den Entwürfen für eine Moralphilosophie aufgreift und – auf der Basis seiner eigenen methodischen Voraussetzungen – im Begriff der Unaufrichtigkeit weiter ausdifferenziert und anthropologisch verankert.
Signifikant ist, dass beide am Grunde negativer Selbstverhältnisse das Streben nach Selbstbegründung beobachten, dieses aber vollkommen unterschiedlich interpretieren. Während in der Krankheit zum Tode das Streben noch als ‚Trotz‘ und somit als ‚falsches‘ Selbstverhältnis erscheint, das es zu überwinden gilt, knüpft Sartre es in Das Sein und das Nichts unter dem Stichwort des ‚Grundentwurfs‘ bereits an die conditio humana selbst. Aufschluss geben hier die Entwürfe für eine Moralphilosophie, welche sich in gewissen Grenzen als ‚Vermittlung‘ beider Ansätze lesen lassen: In ihnen wird bestätigt, dass sich das Missverhältnis im Selbstverhältnis in seinem tieferen Sinn, seiner Möglichkeit, seinen Strukturen und letztlich seiner Überwindbarkeit nur vor dem Hintergrund einer tieferen Abhängigkeit verstehen lässt, in welcher der Einzelne zum Andern steht. Negative Selbstverhältnisse weisen daher immer schon über sich hinaus.
Offen bleibt jedoch die Frage, wie der Andere zu interpretieren ist: Während Kierkegaard ihn mit dem christlichen Gott gleichsetzt und die Normativität des ‚richtigen‘ Selbstverhältnisses hiervon ableitet, sieht Sartre im Andern den mitmenschlichen Andern und die Negativität vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Strukturen wie Entfremdung und Unterdrückung. Damit gelingt es Sartre zugleich, die Allgegenwärtigkeit negativer Selbstverhältnisse, insbesondere der ‚ethischen Borniertheit‘ des Spießbürgers bzw. des ‚Geistes der Ernsthaftigkeit‘, einzuholen und – im Unterschied zu dem sich ins bloße Gottesverhältnis zurückziehenden Kierkegaardschen Christen – für eine Gesellschaftskritik fruchtbar zu machen.
Ausgehend von der Beobachtung, dass negative Selbstverhältnisse einen bemerkenswerten Teil unserer Lebenswirklichkeit ausmachen, soll in der Arbeit ergründet werden, weshalb dies so ist und worin genau die Negativität besteht. Ziel ist es, nach Methoden und Modellen zu suchen, welche die Negativität in ihrer Möglichkeit und Wirklichkeit erhellen können. Insofern versteht sich die Arbeit als Beitrag zu einer vollständigeren Anthropologie, welche auch die Abgründe des Menschseins einbezieht.
Vor dem Hintergrund dieses Anliegens werden die Ansätze Søren Kierkegaards und des frühen Jean-Paul Sartre befragt, welche die Negativität im Selbstverhältnis in ihre jeweiligen anthropologischen Modelle integrieren, und zwar solchermaßen, dass sie sie nicht nur als ‚defizitäre‘ Selbstverwirklichung herunterspielen, von der wir uns – auf der Basis eines ‚gutes Willens‘ – jederzeit befreien können. Vielmehr sehen beide die Negativität in unserem Menschsein zutiefst verwurzelt und werden dadurch erst dem Sachverhalt gerecht, dass sie sich nicht ohne weiteres überwinden lässt.
Nacheinander werden Kierkegaards und Sartres anthropologische Modelle von ihren (methodischen) Grundlagen her erarbeitet, um nachzuvollziehen, worin die Autoren die Negativität jeweils sehen und wie sie sich ihnen zufolge aufheben lässt. Der Fokus des Kierkegaard-Teils liegt auf dem Begriff des Dämonischen, als dessen Prototyp die Figur des Ästhetikers aus Entweder-Oder herausgestellt wird. Die Analysen des Sartre-Teils haben ihren Schwerpunkt im Begriff der Unaufrichtigkeit als dem negativem Selbstverhältnis par excellence. Der Fluchtpunkt der im abschließenden dritten Teil stattfindenden Gegenüberstellung der Ergebnisse beider Untersuchungen liegt in der Ausarbeitung eines anthropologischen Modells, welches der Bedeutung negativer Selbstverhältnisse gerecht wird.
Als Basis für die Gegenüberstellung dienen die Strukturanalysen aus der Krankheit zum Tode, welche am Begriff der Verzweiflung bzw., in seiner höchsten Bewusstseinsstufe, dem Dämonischen, die Negativität in ihren Varianten und Facetten zu ergründen versucht. Herausgearbeitet wird, dass Sartre diese Struktur in Das Sein und das Nichts und, ergänzend hierzu, in den Entwürfen für eine Moralphilosophie aufgreift und – auf der Basis seiner eigenen methodischen Voraussetzungen – im Begriff der Unaufrichtigkeit weiter ausdifferenziert und anthropologisch verankert.
Signifikant ist, dass beide am Grunde negativer Selbstverhältnisse das Streben nach Selbstbegründung beobachten, dieses aber vollkommen unterschiedlich interpretieren. Während in der Krankheit zum Tode das Streben noch als ‚Trotz‘ und somit als ‚falsches‘ Selbstverhältnis erscheint, das es zu überwinden gilt, knüpft Sartre es in Das Sein und das Nichts unter dem Stichwort des ‚Grundentwurfs‘ bereits an die conditio humana selbst. Aufschluss geben hier die Entwürfe für eine Moralphilosophie, welche sich in gewissen Grenzen als ‚Vermittlung‘ beider Ansätze lesen lassen: In ihnen wird bestätigt, dass sich das Missverhältnis im Selbstverhältnis in seinem tieferen Sinn, seiner Möglichkeit, seinen Strukturen und letztlich seiner Überwindbarkeit nur vor dem Hintergrund einer tieferen Abhängigkeit verstehen lässt, in welcher der Einzelne zum Andern steht. Negative Selbstverhältnisse weisen daher immer schon über sich hinaus.
Offen bleibt jedoch die Frage, wie der Andere zu interpretieren ist: Während Kierkegaard ihn mit dem christlichen Gott gleichsetzt und die Normativität des ‚richtigen‘ Selbstverhältnisses hiervon ableitet, sieht Sartre im Andern den mitmenschlichen Andern und die Negativität vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Strukturen wie Entfremdung und Unterdrückung. Damit gelingt es Sartre zugleich, die Allgegenwärtigkeit negativer Selbstverhältnisse, insbesondere der ‚ethischen Borniertheit‘ des Spießbürgers bzw. des ‚Geistes der Ernsthaftigkeit‘, einzuholen und – im Unterschied zu dem sich ins bloße Gottesverhältnis zurückziehenden Kierkegaardschen Christen – für eine Gesellschaftskritik fruchtbar zu machen.