Abstract (deu)
Städte wachsen und schrumpfen, sie werden zerstört und wieder aufgebaut, sie akkumulieren Menschen, Waren, Kapital und Wissen, vor allem aber verkörpern Städte die vielfältige Ideenwelt der Menschheit.
Ausgehend von der Hypothese, dass der Stadtkörper in seiner Gesamtheit sowie durch seine Historizität eine performative bzw. theatrale Erscheinung darstellt, wird der Begriff „Transtheatralität“ entwickelt, um Aufschlüsse über soziokulturelle und städtebauliche Transformationsprozesse zu erhalten. Dabei dienen vor allem theoretische bzw. methodische Zugänge aus der Kultur-, Theater-, Medien-, Sozial- und Architekturwissenschaft als breite Basis.
Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die Frage, inwieweit mit Hilfe des Analyseinstrumentariums der „Transtheatralität“ Aussagen über die Wechselwirkung von gebauter und gelebter Stadt getroffen werden können, um somit einen Beitrag zur inter-/transdisziplinären Erforschung der „Soft City“ zu ermöglichen. Um dieser Frage nachzugehen werden im Konkreten die Interdependenzen zwischen Ordnung, Macht und Verschwendung auf zwei Ebenen untersucht, wobei immer die Verkörperungsformen bzw. die Verkörperungsprozesse fokussiert werden.
Die erste Untersuchungsebene befasst sich mit dem Stadtkörper. Aufgrund der hohen Prozessdichte in urbanen Räumen, bietet sich die Stadt als geeignetes Untersuchungsfeld an. Der Stadt als ein Produkt sind viele transtheatrale Phänomene inhärent (funktionale Stadt, Überformungsprozesse, Gentrifizierung, Beschleunigung etc.) und sie liefert Hinweise über regulative Mechanismen, die der Aufrechterhaltung der städtischen Ordnung dienen. Die Verschwendung als kulturkonstituierender Faktor und die daraus resultierenden (sozialen) Abfälle stehen bei der zweiten Untersuchungsebene im Mittelpunkt. Anhand von sozialen Reinigungsprozessen, die Transformationen nach sich ziehen, können transtheatrale Phänomene (Wiederverwertung, Vernichtung, Verwesung, Marginalisierung etc.) aufgezeigt werden, die wiederum impulsgebend für die Ordnungsstabilisierung bzw. für die Etablierung einer Neuordnung sind, wobei die Ordnungsstiftung eng an kommerzielle Interessen gekoppelt ist.