Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit zur Performanz wissenschaftlicher Visualisierungen behandelt deren Rolle in Kommunikations- und Verhandlungsprozessen einer Wissens-Gemeinschaft. Der Fokus wird auf die Forscher und Praktiker im Feld der Szientometrie gelegt, indem sie die Präsentationen der TeilnehmerInnen der 14. Konferenz der „Internationalen Gesellschaft für Szientometrie und Informetrie“ (International Society of Scientometrics and Informetrics; ISSI), die im Juli 2013 in Wien stattgefunden hat, als Feldstudie hernimmt.
Diese Studie erstellt einen ethnografischen Schnappschuss einer Forschungsgemeinschaft, ihrer Verbildlichungsgewohnheiten, sowie der Art und Weise wie Visualisierungen eingesetzt und diskutiert werden, um zu verstehen, wie diese Visualisierungen auf performative Weise Wirklichkeiten inszenieren, wie sie disziplinäre Grenzen überschreitbar machen und die eingesetzten Darstellungstechnologien sozial geformt sind. Die beobachteten Visualisierungstypen reichen von einfachen Graphen, Diagrammen, Fotos oder Entwürfen zu visuell oder technisch und daher auch interpretativ komplexeren Repräsentationen wissenschaftlicher Daten (wie zum Beispiel edge-bundling Visualisierungen, Netzwerk-Grafiken oder interaktive Darstellungen). Der methodologische Zugang besteht einerseits aus einer Inhaltsanalyse der Konferenz-Proceedings in Vorbereitung auf die Feldarbeit. Weiters baut die Arbeit auf teilnehmenden Beobachtungen und kurzen ethnografischen Interviews auf, die im Zuge der ISSI 2013 Konferenz durchgeführt wurden.
Mit den Ergebnissen wird dargelegt, wie Visualisierungen in der Szientometrie dazu beitragen, wie Wissensproduktion sich in eine Richtung verändert, die als Mode 2 beschrieben wurde. Dies geschieht durch die Performanz der Bilder und der dadurch geformten Realitäten, aber auch in ihrer Rolle als boundary object (Grenzobjekt) in der sie sowohl das Feld der Szientometrie verteidigen, als auch Transdisziplinarität ermöglichen. Insofern sollten Visualisierungen in der Szientometrie in ihrer Performanz und als Diskussionselement anerkannt werden und weniger als Beweismittel für bibliometrische Resultate. Es könnte nützlich sein im Zuge von Folgestudien zu erforschen, inwiefern dieses Ergebnis auf andere Felder übertragbar ist.