Abstract (deu)
Die Schweizerische Alpwirtschaft ist ein wichtiger Sektor in der Landwirtschaft und ein Arbeitsfeld, in dem 'traditionelle Handarbeit' und 'Technologisierung' aufeinander treffen. Die Älpler_innen (Saisonarbeiter_innen auf der Alp) kommen aus der Schweiz, aber auch aus Deutschland, Italien, Österreich und dem Osten von Europa und bringen unterschiedliche soziale Hintergründe und Erfahrungen mit. Gemeinsam arbeiten sie über den Sommer in einem Team mit Menschen, die sie unter Umständen vorher nicht kannten. Die ungewohnte körperliche Arbeit in großer Seehöhe (1600-2300 m) sowie die Verantwortung, welche sie für die Tiere und die Herstellung der Milchprodukte tragen, ist eine Herausforderung für die Älpler_innen. Unter diesen Umständen organisieren die Akteur_innen die Arbeit und schaffen einen Alltag in einer Umwelt, in der es nicht möglich ist Tagesabläufe exakt festzulegen. So ist auch durch das Verhalten der Tiere oder wetterbedingt eine hohe Aufmerksamkeit und Flexibilität von den Arbeiter_innen auf der Alp gefordert.
Unter diesen Umständen ist die generelle Aufmerksamkeit der Akteur_innen gesteigert, die sensorische Wahrnehmung der Älpler_innen wird in der neuen Umgebung sensibilisiert und an die jeweiligen Anforderungen angepasst. Viele der Tätigkeiten von Älpler_innen orientieren sich an den sensorischen Wahrnehmungen des Fühlens, Riechens, Schmeckens, Hörens und Sehens. Die Akteur_innen entwickeln Handlungsstrategien und richten ihre Tätigkeiten auf Basis der sensorischen Wahrnehmung aus. Dies veranschauliche ich am Beispiel der Arbeit mit den Tieren und der Käseproduktion.
Älpler_innen interpretieren ihre einzelnen sinnlichen Wahrnehmungen auf Basis bisher gemachter Erfahrungen, welche sie in dem Feld haben und entwickeln ‚ein Gespür’ für Wetteränderungen oder das Verhalten der Tiere. Menschen, die seit vielen Jahren z’Alp gehen, finden sich auf diese Weise auf dem Berg zurecht und treffen Entscheidungen aufgrund ‚ihres Gespürs’. Sie reagieren nicht nur auf die jeweiligen Eindrücke, sondern kommunizieren diese auch.
Durch teilnehmende Beobachtung und die persönliche Erfahrung des Älpler_innenlebens, können die Eindrücke der Akteur_innen nachvollzogen und in den wissenschaftlichen Kontext transferiert werden. Die Darstellung der Arbeit von Hirt_innen mit den Tieren, sowie von Senn_innen bei der Herstellung und Pflege von Alpkäse mit einem Fokus auf der sensorischen Wahrnehmung der Forschungspartner_innen verdeutlicht, welchen Stellenwert das Sensorium für die Akteur_innen einnimmt. Die Theorie betreffend ist die Analyse von der aktuellen ‚Anthropologie der Sinne’ geleitet. Die Arbeit stellt gleichzeitig einen ethnographischen Beitrag zur ‚Anthropologie der Sinne’ dar und versucht ein realistisches, menschennahes Bild der Arbeitsprozesse und des sozialen Umfeldes ‚Alp’ zu zeichnen. Sie trägt dazu bei, Älpler_innen, Bezugspersonen und Außenstehenden ein tiefer gehendes Verständnis für die Arbeit der Menschen auf der Alp zu vermitteln.