Abstract (deu)
Der Großteil aller psychischen Gesundheitsprobleme beginnt schon in jungem Alter, daher sind frühe effektive Interventionen notwendig, um einen chronischen Verlauf möglichst zu verhindern (De Girolamo, Dagani, Purcell, Cocchi & McGorry, 2012). Tatsächlich vergehen jedoch zwischen dem Krankheitsausbruch und der ersten Kontaktaufnahme bezüglich einer Behandlung (sofern überhaupt) zumeist Jahre (Wang et al., 2005). Problematisch ist hierbei, dass (zumeist) die Eltern die Behandlung initiieren müssen (Costello, Egger & Angold, 2005). Wenn aber die Kinder die Symptome selbst nicht bemerken und berichten, wird das Problem oft lange nicht erkannt. Ein besseres Verständnis für mentale Prozesse scheint Kindern jedoch zu helfen, kognitive Symptome bei sich selber wahrzunehmen und zu berichten (Sprung, 2008; 2010; Sprung & Harris, 2010). Daher legen Sprung (2008, 2010) bzw. Sprung und Harris (2010) nahe, dieses Verständnis bei Kindern im Rahmen der psychologischen Diagnostik und Behandlung sowohl zu erheben als auch zu fördern. Ein wichtiges zukünftiges Ziel wäre deshalb die Entwicklung eines Trainings für das Verständnis mentaler Prozesse. Um ein solches Training anhand einer Vorher-Nachher-Untersuchung hinsichtlich seiner Wirksamkeit evaluieren zu können, sind jedoch zwei parallele Testversionen notwendig.
Ein wichtiges Ziel der vorliegenden Studie war es daher, eine Parallelform für den Test of Understanding of Cognitive Activities (TUCA) zu entwickeln. Weitere testtheoretische Fragestellungen betrafen neben einer Itemanalyse nach der Klassischen Testtheorie (Bühner, 2011) auch einen Vergleich dreier verschiedener Auswertungsvarianten sowie die Skalenbildung des TUCA. Darüber hinaus sollten Zusammenhänge zwischen dem kindlichen Verständnis für mentale Prozesse und von den Eltern berichteten Auffälligkeiten und Symptomen untersucht werden. Um diese Fragestellungen zu untersuchen, wurden 58 Kinder zu jeweils zwei Messzeitpunkten im Abstand von einer Woche mit dem TUCA getestet, die eine Hälfte der Kinder zuerst mit der Originalform, dann mit der Parallelform, die andere Hälfte in umgekehrter Reihenfolge. Die Eltern der Kinder füllten den Elternfragebogen Child Behavior Checklist (CBCL/4-18; Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998) aus. Die Paralleltestentwicklung kann als gelungen betrachtet werden. Hinsichtlich der anderen testtheoretischen Fragestellungen ergaben sich teilweise gemischte Ergebnisse, die nicht immer eine eindeutige Beantwortung erlauben. Im Gegensatz zu den Studien von Sprung (2008) sowie Sprung und Harris (2010) konnten in der vorliegenden Untersuchung keine signifikanten Zusammenhänge zwischen dem kindlichen Verständnis für mentale Prozesse und irgendwelchen Auffälligkeiten oder Symptomen gefunden werden. Mögliche Gründe dafür werden diskutiert.