Das Denken des Übersetzens ist ein wesentliches Motiv innerhalb der Schriften von Jorge Luis Borges (1899–1986) wie auch von seinem Zeitgenossen Walter Benjamin (1892–1940). Innerhalb der Translationswissenschaft jedoch sehen sich sowohl Borges als auch Benjamin an einen vergleichsweise marginalen Platz verwiesen, was wohl der Tatsache geschuldet sein mag, dass beide weder eine Theorie noch eine Methodologie des Übersetzens und noch weniger Kriterien und Leitfäden zu einer translatorischen Praxis bzw. Kritik bereitstellen, dass in den Schriften dieser beiden Denker folglich keinerlei systematische oder gar didaktische Auseinandersetzung mit übersetzungsrelevanten Fragestellungen stattfindet. Das Gewicht, das sie dem Phänomen des Übersetzens bzw. der Übersetzung einräumen, wird sich vielmehr auf kaleidoskophaft-fragmentarische Weise in ihrem Denken verteilen. Beide sind indes maßgeblich für eine Reflexion des Übersetzens, welche die traditionelle Linearität im Verhältnis von Original und Übersetzung aufbricht und deren zentrale Figuren die vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einsetzende philosophische Auseinandersetzung mit dem Übersetzen stark beeinflussen bzw. vorwegnehmen. Sowohl Borges als auch Benjamin stellen, indes auf jeweils sehr unterschiedliche Art und Weise, die traditionelle Sicht auf die Übersetzung als irreduzibel minderwertiges Derivat des Originals in Frage und unternehmen den Aufweis der Unhaltbarkeit dieser Hierarchisierung. Damit suchen sie das Verhältnis von Original und Übersetzung jenseits von statischen Begriffen wie Äquivalenz und Treue sowie jenseits eines starren, textimmanenten Signifikats zu denken. Dies zieht eine Konzeption des Übersetzens als eines dynamischen, offenen und per se unabschließbaren Signifikationsprozesses nach sich. Somit schafft dieses Denken Raum für einen Begriff des Übersetzens, welchem die stete Konstruiertheit und Veränderlichkeit von Bedeutung inhärent ist. Somit wir das Übersetzen jenseits der melancholischen Implikationen von Babel bzw. der traditionellen Konnotationen des Scheiterns und des Verlusts angesiedelt, als transformative Potenz, als Form des Fortlebens, des Überlebens des Originals.
Das Denken des Übersetzens ist ein wesentliches Motiv innerhalb der Schriften von Jorge Luis Borges (1899–1986) wie auch von seinem Zeitgenossen Walter Benjamin (1892–1940). Innerhalb der Translationswissenschaft jedoch sehen sich sowohl Borges als auch Benjamin an einen vergleichsweise marginalen Platz verwiesen, was wohl der Tatsache geschuldet sein mag, dass beide weder eine Theorie noch eine Methodologie des Übersetzens und noch weniger Kriterien und Leitfäden zu einer translatorischen Praxis bzw. Kritik bereitstellen, dass in den Schriften dieser beiden Denker folglich keinerlei systematische oder gar didaktische Auseinandersetzung mit übersetzungsrelevanten Fragestellungen stattfindet. Das Gewicht, das sie dem Phänomen des Übersetzens bzw. der Übersetzung einräumen, wird sich vielmehr auf kaleidoskophaft-fragmentarische Weise in ihrem Denken verteilen. Beide sind indes maßgeblich für eine Reflexion des Übersetzens, welche die traditionelle Linearität im Verhältnis von Original und Übersetzung aufbricht und deren zentrale Figuren die vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einsetzende philosophische Auseinandersetzung mit dem Übersetzen stark beeinflussen bzw. vorwegnehmen. Sowohl Borges als auch Benjamin stellen, indes auf jeweils sehr unterschiedliche Art und Weise, die traditionelle Sicht auf die Übersetzung als irreduzibel minderwertiges Derivat des Originals in Frage und unternehmen den Aufweis der Unhaltbarkeit dieser Hierarchisierung. Damit suchen sie das Verhältnis von Original und Übersetzung jenseits von statischen Begriffen wie Äquivalenz und Treue sowie jenseits eines starren, textimmanenten Signifikats zu denken. Dies zieht eine Konzeption des Übersetzens als eines dynamischen, offenen und per se unabschließbaren Signifikationsprozesses nach sich. Somit schafft dieses Denken Raum für einen Begriff des Übersetzens, welchem die stete Konstruiertheit und Veränderlichkeit von Bedeutung inhärent ist. Somit wir das Übersetzen jenseits der melancholischen Implikationen von Babel bzw. der traditionellen Konnotationen des Scheiterns und des Verlusts angesiedelt, als transformative Potenz, als Form des Fortlebens, des Überlebens des Originals.