Abstract (deu)
Im Rahmen dieser Masterarbeit wurde die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Gruppe von Müttern gelenkt, die dem gesellschaftlich etablierten Idealbild von Mutterschaft nicht entsprechen kann und in der gegenwärtigen sozialwissenschaftlichen Elternforschung bislang kaum berücksichtigt wurde – auf Mütter mit körperlichen Einschränkungen. Im Zentrum des Interesses steht die Frage, welche Erkenntnisse über Repräsentationen von Mutterschaft im Kontext einer körperlichen Einschränkung sich aus den Erzählungen von Frauen mit Körper- und Sinneseinschränkungen gewinnen lassen. Der Zugang zum Wissen der Akteurinnen erfolgte über einen offenen, qualitativen Ansatz – über den Einsatz von biografisch-narrativen Interviews. Sechs Mütter mit Körper- und Sinneseinschränkungen aus Wien und Niederösterreich wurden während des Jahres 2013 im Rahmen dieser Studie interviewt, ihre Aussagen verstehend-rekonstruktiv im Rahmen der Methodologie narrativ-biografischer Interviews analysiert. Die Ergebnisse dieser Masterarbeit zeigen, welches Ideal von Mutterschaft von den Befragten angestrebt wird und mit welchen Strategien sie dieses zu erreichen versuchen. Die Mütter präsentieren sich als „Primary care giver“, sie leisten die Hauptversorgung des Kindes, wie gesellschaftlich üblich, betonen die emotionalen Aspekte ihrer Carepraxis, streben nach Autonomie in der Ausübung der Mutterrolle und Bewältigung des Alltags, praktizieren eine Form geteilter Elternschaft, sofern die Ausgestaltung der Mutterrolle gemeinsam mit Persönlichen AssistentInnen erfolgt und stellen Autonomie in der Lebensführung und Gestaltung der Mutterrolle auf unterschiedliche Weise her. Der Angleich an das Ideal der autonomen Mutter erfolgt über Normalisierung. Normalisiert werden sowohl behinderungsspezifische Carepraktiken als auch die physische Einschränkung selbst. Die Ergebnisse dieser Arbeit regen an, die Autonomiebedürfnisse von Müttern mit körperlichen Einschränkungen in der Konzeption von Unterstützungsangeboten für Menschen mit Behinderung zukünftig zu berücksichtigen.