Abstract (deu)
TechnoWissenschaften (Technosciences) formen mit ihren Praktiken und Produkten nicht nur unsere Zukunft, sondern auch unser soziales Leben – ob zu Hause, am Arbeitsplatz, in unseren sozialen und intimen Beziehungen oder in unseren akademischen Welten. Um die potentiellen Konsequenzen von technowissenschaftlicher Forschung zu adressieren, scheint öffentliche Beteiligung (public engagement) eine Schlüsselkomponente verantwortungsvoller Forschung und Entwicklung zu sein. Zumindest seit den letzten zwei Jahrzehnten gibt es eine wahrnehmbare Zuwendung zu Partizipation und öffentlicher Beteiligung in TechnoWissenschaften. Wissenschaftspolitiken verlangen von wissenschaftlichen Projekten zunehmend, über deren gesellschaftliche Konsequenzen nachzudenken. Große Kontrollorgane wie die EU, entwickeln Rahmenkonzepte für die öffentliche Beteiligung an TechnoWissenschaften. Sie verwalten ebenso Datenbanken mit Werkzeugen zur Partizipation. Trotzdem finden wir oft Formen von „Partizipation“ vor, die besser als „Alibiaktion“ (tokenism) oder „Nichtpartizipation“ (nonparticipation) beschrieben werden können.
Wissenschafts- und Technikforschung (Science and technology studies (STS)) haben einigen Aufwand betrieben, um solche Verhältnisse zu analysieren. Doch während die meisten Auseinandersetzungen darüber, ob und wie Partizipation verwendet werden soll, an Diskussionen über Politiken und Richtlinien gekoppelt sind, wurde bislang kaum einen Aufwand betrieben, um öffentliche Partizipation in konkreten technowissenschaftlichen Praxen zu beforschen. Mit vorliegender Arbeit adressiere ich diese Lücke, indem ich erste vorläufige Einblicke in das Feld des Participatory Design (PD) liefere – ein technowissenschaftliches Feld, das seit dessen früher Formation in den 1970ern in konkreten technowissenschaftlichen Praktiken und Projekten auf die Partizipation verschiedener Öffentlichkeiten (publics) baut.
Um diese Einblicke zu generieren, verwende ich einen theoretisch informierten empirischen Zugang, der von der Situational Analysis abgeleitet ist. Als zentrale Verbindung zwischen Theorie und Praxis in meinem eigenen Zugang sowie zwischen Fragen der öffentlichen Partizipation in den TechnoWissenschaften und Überlegungen zur Legitimität und Verantwortlichkeit von Forschung beziehe ich mich auf feministische Theorie und feministische Wissenschaftsforschung, welche die ethisch-ontologisch-epistemologischen Verflechtungen jeder technowissenschaftlichen Unternehmung aufgezeigt haben – meine eigene Forschung eingeschlossen, wie auch generell jede Forschung im Feld der STS.
Weiterführende Forschung kann auf diese explorativen Einblicke bauen und damit potentielle Synergien zwischen STS und PD aufzeigen. Neue Ansätze können dadurch etabliert werden, um die Anforderungen verantwortungsvoller Forschung und Entwicklung zu erfüllen. Nichts geringeres als unsere Zukunft steht auf dem Spiel.