Abstract (deu)
Für diese Masterarbeit habe ich mich entschieden einen ideengeschichtlichen Ansatz zu verfolgen, um besser verstehen zu können, wie das Krankheitskonzept der Depression an einem bestimmten Ort der modernen Öffentlichkeit, den Medien, dargestellt wird. Das, was heutzutage als Depression bezeichnet wird, ist ein ambivalentes Krankheitskonzept, das in verschiedensten Bereichen (in professionellen, wie auch in öffentlichen Kontexten) gebraucht wird und dort mit unterschiedlichen Bedeutungen konnotiert ist. Das Problem daran ist, dass die Depression eine kontingente psychiatrische Krankheitsklassifikation ist und immer so getan wird, als ob das nicht so wäre.
In unserer modernen Kultur ist die Depression immer mehr sichtbar. In den letzten zehn Jahren hat sie sich erfolgreich als eine der schlimmsten Leiden der westlichen Welt etabliert. Die Frage ist nur, ob das auch wirklich so ist. In dieser Arbeit wird die Wissenssoziologische Diskursanalyse verwendet, um besser verstehen zu können, wie das Krankheitskonzept der Depression in einem Printmedien- Sample (Der Standard, Die Presse) über einen Zeitraum von ungefähr zwölf Jahren konstruiert worden ist. In diesem Kontext wird Depression als ein Konzept verstanden, das sich an dem Schnittpunkt von unserer westlichen intellektuellen Geschichte, einem heterogenen neuro- wissenschaftlichen Forschungsunterfangen und der öffentlichen Vorstellungswelt befindet.
Als westliche intellektuelle Geschichte werden alle jene Wissenstraditionen, von der Philosophie bis hin zur Psychiatrie, bezeichnet, die versucht haben mentalen Zuständen Namen zu geben. Damit sind auch all jene Unterfangen der modernen Psychiatrie gemeint, psychische Störungen zuverlässig zu klassifizieren. Die Neurowissenschaften und andere Naturwissenschaften, die sich mit der Erforschung des menschlichen Gehirns beschäftigen, adaptieren die Klassifikationen der Psychiatrie, ohne dabei an die Probleme zu denken, die dabei entstehen, wenn Theorien und Konzepte einer wissenschaftlichen Disziplin in eine andere übernommen werden.
Die Auswahl der Zeitungsartikel für die vorliegende Untersuchung zeigt, wie Depression als ein fast ausschließliches (bio-) medikalisiertes Phänomen konstruiert wird, das in den meisten Fällen in einem psychiatrischen oder neurowissenschaftlichen professionellen Kontext dargestellt ist.