Abstract (deu)
Bei den Orchidaceen ermöglichen zwei (oder mehr) dicht gepackte Pollenpakete (Pollinien) eine sehr effiziente Pollenübertragung, was sich in einem geringen Pollen-Samenanlagen-Verhältnis (P/O) niederschlägt. Täuschblüten sind häufig in Orchideen und deren Blütenbesucher lernen oft nach nur wenigen Besuchen, diese zu meiden. Hat das einen Einfluss darauf, wie die Ressourcen, die für die Reproduktion aufgewendet werden, innerhalb eines Pflanzenindividuums aufgeteilt werden?
Neue Methoden wurden entwickelt, damit die bisher schwer zählbaren Pollen und Samenanlagen (und somit die P/Os) möglichst exakt bestimmt werden können. Blüten von unterschiedlichen Bereichen innerhalb eines Blütenstandes wurden gesammelt und mit Wolframphosphorsäure infiltriert, um ein Scannen mittels eines Computertomografen (CT) möglich zu machen.
In dieser Studie konnten keine Unterschiede (bezüglich P/Os) zwischen belohnenden und nicht-belohnenden Arten festgestellt werden. Es konnten jedoch klare Unterschiede innerhalb einer Sprossachse beobachtet werden. In allen untersuchten Individuen nahm die Anzahl der Samenanlagen von der Basis zur Spitze graduell ab. Die Pollenzahl hingegen scheint ohne erkennbares Muster um den Mittelwert zu schwanken. Das P/O war daher in den oberen Regionen des Blütenstandes am größten und in den unteren am kleinsten. Auch zwischen einzelnen Individuen konnten größere Unterschiede in Pollen- und Samenanlagenzahl festgestellt werden. Samenanlagenfreie Regionen auf Plazenten oder ganze Plazentareduktionen („plazentale Anomalien“) konnten häufig beobachtet werden und hatten eine mehr oder weniger gravierende Reduktion der Samenanlagen zur Folge.
Blüten an der Basis fungieren als die hauptsächlichen Samenproduzenten, wohingegen die oberen Blüten wahrscheinlich vorrangig für eine Pollenabgabe zuständig sind und deren Samenanlagen als Reserve im Falle von Fraß der unteren Blüten fungieren.