Abstract (deu)
In dieser Diplomarbeit werden die Theatertexte von Ödön von Horváths Stücken Geschichten aus dem Wiener Wald und Glaube Liebe Hoffnung auf den ‚Aspekt des Toten‘ hin analysiert. Diese Lesart begreift den Text als doppeldeutiges Zeichensystem, welches als durchgängige, textimmanente Konstante die Bedeutung des Todes vermittelt. Wiederkehrende Bilder und Zeichen des Todes lassen den Dramentext als ein System der Bedeutungskonstruktion erscheinen, welches als eigenständige Textebene bzw. womöglich sogar als primäre Dimension des Textes verstanden werden kann. Als theoretische Basis dieser Arbeit werden Werke von Herbert Gamper, Karl Müller, Ingrid Haag und Jürgen Schröder herangezogen. Auch Horváths Ausführungen über seine Intentionen und über die Hintergründe der Stücke dienen als interpretatorische Grundlage. Im Zuge dessen wird zu allererst eine Einführung in das dramatische Schaffen Horváths und in die vom Autor erläuterte psychoanalytische und unheimliche Komponente seiner Werke vorgenommen. Danach werden die unterschiedlichen Stilmittel und Konstruktionselemente der Lesart anhand von repräsentativen Beispielen aus den der Arbeit zu Grunde liegenden Theatertexten gezeigt. Wiederkehrende Schlüsselwörter bzw. Vorgänge in der Figurenrede und im Nebentext verweisen durchgehend auf Tod, Tot-Sein, Sterben-Müssen und auf ein gegenseitiges Zerstören der Figuren, welches sowohl in psychischer als auch in physischer Hinsicht stattfindet. In diesem Zusammenhang werden die spezifischen Funktionen von Sprache, Schauplatz, Musik und den Momenten der ‚Stille‘ dargelegt. Die Geschlechterverhältnisse zwischen Mann und Frau werden als ein Konstrukt von Opfer-Täter-Beziehungen untersucht und die damit verbundenen speziellen Rollen jeder Figur in diesem System aus Tätern, Mittätern und Opfern aufgeschlüsselt.
In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen den ‚Aspekt des Toten‘ und dessen spezielle Ausformung durch wiederkehrende Zeichen, welche die Bedeutung des Todes im Text verankern, systematisch anhand der beiden gewählten Theaterstücke aufzuzeigen.