Abstract (deu)
Das Phänomen der failed states – gescheiterte oder schwache Staaten – nimmt einen prominenten Rang im Diskurs der internationalen Beziehungen ein. Die strukturelle Schwäche vieler Staaten im Afrika südlich der Sahara ist dabei ein besonders auffallendes Muster, welches die Grundlage für diese Arbeit darstellt. Die Geschichte Afrikas ist eng verbunden mit der Kolonialherrschaft im 19. und 20. Jahrhundert, die große Auswirkungen auf die Zukunft der afrikanischen Staaten hatte. Die Arbeit baut zunächst auf einer Analyse des Staates im Völkerrecht, der Darstellung verschiedener Denkansätze zu Definition und Auswirkungen von failed states, sowie einem Überblick über wesentliche Entwicklungen, die zur Dekolonisierung geführt haben, auf. Dabei zeigt sich, dass die Grenzen Afrikas ohne Rücksicht auf vorherrschende ethnische, religiöse, kulturelle und soziale Eigenheiten gezogen wurden und damit das Konfliktpotenzial in den Staaten erheblich erhöht wurde. Ebenso hatte das Beharren der internationalen Gemeinschaft auf den Prinzipien der territorialen Integrität und der absoluten Souveränität wesentlichen Einfluss darauf, dass viele Staaten in Afrika als unvollkommen ausgeformt betrachtet werden. In diesem Zusammenhang wird insbesondere die Eigentümlichkeit des Rechts auf nationale Selbstbestimmung im internationalen Recht und deren überwiegend ausschließliche Anwendung im Kontext der
Dekolonisierung untersucht sowie auf die Bedeutung von de jure und de facto- Staatlichkeit eingegangen. Zwei Fallstudien - Demokratische Repuplik Kongo und Sudan/Südsudan - komplementieren die gewonnenen Erkenntnisse.