Abstract (deu)
Bei Bio-Lebensmitteln handelt es sich um Lebensmittel, die nach den Prinzipien und Praktiken des ökologischen bzw. biologischen Landbaus hergestellt werden. Grundsätzlich gilt für Lebensmittel aus biologischem Landbau genauso wie für konventionelle Lebensmittel, dass eine mikrobiologische Kontamination entlang der gesamten Wertschöpfungskette stattfinden kann. Dennoch weisen Bioprodukte im Vergleich zu konventionellen Vergleichsprodukten aufgrund der Herstellungsbedingungen einige Abweichungen in der Anfälligkeit für eine solche Verunreinigung auf. Studien zur mikrobiologischen Qualität von Erzeugnissen der biologischen Landwirtschaft liefern jedoch oftmals kontroverse Ergebnisse. Vor allem was die Qualität der Lebensmittelkategorien Fleisch-, Rohmilch- und Getreideprodukte betrifft, mangelt es an Forschungsergebnissen aus dem österreichischen Raum.
Ziel dieser Arbeit war ein umfangreiches mikrobiologisches Screening von Erzeugnissen aus Fleisch, Rohmilch und Getreide aus dem Wiener Biofachhandel. Die Untersuchung wurde an 73 Proben im Zeitraum von Februar bis April 2014 durchgeführt. Dabei handelte es sich um 19 Proben Fleisch und Fleischerzeugnisse, 34 Proben Rohmilch und Rohmilcherzeugnisse sowie 20 Proben Getreide, Getreidemahlerzeugnisse und Müsli. Die Vorgehensweise bestand aus der Kultivierung von ausgewählten Mikroorganismen anhand anerkannter Methoden sowie einer biochemischen Bestätigung von verdächtigen Kolonien mittels API. Weiters wurden 18 bestätigte Bakteriengattungen auf das Vorliegen von Antibiotikaresistenzen getestet.
Die ermittelte Gesamtkeimzahl lag in Rohmilcherzeugnissen zwischen 0,0 und 2,1x109 KBE/g, in Rohmilch zwischen 8,0x102 und 1,0x107 KBE/ml, in Frischfleisch und Fleischerzeugnissen zwischen 1,1x104 und 4,9x106 KBE/g bzw. 3,0x101 und 2,0x105 KBE/g sowie in Getreide(mahlerzeugnissen) und Müsli zwischen 1,0x101 und 2,7x104 KBE/g bzw. 0,0 und 1,2x103 KBE/g. Der Warnwert für die aerobe mesophile Koloniezahl in Rohmilch wurde dabei von fünf Proben überschritten. Für diese Unterkategorien konnten mittlere Coliformengehalte von 7,8x106 KBE/g, 4,4x106 KBE/ml, 2,9x105 KBE/g, 1,3x101 KBE/g, 1,5x103 KBE/g und 1,5x101 KBE/g ermittelt werden. In zwei Proben Geflügelfleisch lag der Gehalt damit über dem definierten Warnwert bzw. in drei Proben Rohmilch über dem jeweiligen Richtwert für Enterobacteriaceae. In 8,2 % der Proben konnte E. coli in einem Bereich zwischen 1,0x101 und 1,7x103 KBE/g bzw. KBE/ml nachgewiesen werden. Dabei handelte es sich um Geflügelfleisch, Rohmilch und Rohmilcherzeugnisse. Der Nachweis von Enterokokken gelang in 38,4 % aller Proben in einem Bereich von 1,0x101 und 1,2x106 KBE/g bzw. KBE/ml. S. aureus konnte aus fünf Rohmilchproben, einer Probe Schaftopfen aus Rohmilch und einer Probe Geflügelfleisch isoliert werden. Der Richtwert für Koagulase-positive Staphylokokken in rohem Geflügelfleisch wurde dabei überschritten. B. cereus und C. perfringens konnten in keiner der untersuchten Proben nachgewiesen werden. Hefen konnten in 24,3 % der Proben aus allen Kategorien mit Ausnahme der Unterkategorie Müsli in einem Bereich von 1,0x101 und 3,1x104 KBE/g bzw. KBE/ml gefunden werden. Schimmelpilze wurden in 17,8 % der Proben aus allen Kategorien mit Ausnahme von Frischfleisch und Müsli in einem Bereich von 1,0x101 und 7,6x102 KBE/g bzw. KBE/ml gefunden. Salmonella spp., Campylobacter spp. und L. monocytogenes konnten mithilfe qualitativer Nachweisverfahren in keiner Probe nachgewiesen werden. Die Anwesenheit von MRSA konnte in drei Proben Rohmilch, das Vorliegen von ESBL-bildenden Enterobakterien in zwei Proben Geflügelfleisch und fünf Proben Rohmilchprodukten und das Vorkommen von Vancomycin-resistenten E. faecalis in allen vier untersuchten Rohmilchprodukten bestätigt werden.
Grundsätzlich weisen die Ergebnisse auf eine zufrieden stellende mikrobiologische Qualität von österreichischen Bioprodukten hin. Grenzwertüberschreitungen in tierischen Produkten sowie die Anwesenheit von mittels API identifizierten potentiell pathogenen Keimen zeigen die Notwendigkeit einer Verbesserung der Herstellungs- und Hygienepraktiken entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf. Die hohe Prävalenz von Antibiotikaresistenzen in den untersuchten Bioprodukten zeigt weiteren Forschungsbedarf auf.