Abstract (deu)
Diese Arbeit befasst sich im theoretischen Teil zunächst mit den Begrifflichkeiten Stereotyp, Vorurteil und Feindbild. Es wird beleuchtet, welche Funktionen Feinbilder haben und inwiefern sie politisch instrumentalisiert werden können um Kriege vorzubereiten oder zu legitimieren. Danach folgen eine Auseinandersetzung mit dem Stereotypen-Begriff im filmischen Kontext bei Jörg Schweinitz und eine Definition des Kriegsfilms als Genre. In weiterer Folge gibt ein historischer Überblick Aufschluss darüber, wodurch sich das Japanbild vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg ausgezeichnet und welchen Wandel es durchlaufen hat.
Auf Basis dieser Vorüberlegungen beleuchtet eine Filmanalyse des Kriegsfilms Pearl Harbor (2001) unter der Regie von Michael Bay, welche charakteristischen Merkmale und nationalen Stereotype für die Darstellung Japans im Film konstitutiv sind und inwiefern damit eine kollektive Pearl-Harbor-Erinnerung perpetuiert wird. Die Analyse zeigt auf, welches Japanbild Pearl Harbor 60 Jahre nach dem Angriff vermittelt und ob der Film dabei an das extreme Feindbild der Anti-Japan-Propaganda während des Zweiten Weltkrieges anknüpft, oder eine humanere Darstellung erkennen lässt.
Die Filmanalyse zeigt, dass der Film mehrere stereotype Bilder über Japan aufgreift die auch in der Anti-Japan-Propaganda des Zweiten Weltkrieges präsent waren. Die japanischen Figuren im Film werden als heimtückisch, hinterlistig und teilweise auch als grausam beschrieben. Der Gesamteindruck der japanischen Figuren ist aber nicht ausschließlich negativ. Die Darstellung der japanischen Charaktere im Film folgt also nicht einem extremen Feindbild, welches von einer Kulmination (negativer) Vorurteile bzw. negativer nationaler Stereotype geprägt ist. (vgl. Ostermann/Nicklas, 1984: 45) Denn die Charaktere werden nicht rein pejorativ dargestellt. Es lässt sich keine krankhafte Ausprägung der überlebenswichtigen Kategorisierungsfunktion feststellen, die ausschließlich negative Bewertungen beinhaltet und eine Perspektiven-Übernahme völlig vermissen lassen würde. (vgl. Spillmann/Spillmann, 1989: 30) Es soll mittels der Stereotypisierung aber sehr wohl eine klare Abgrenzung zwischen den Nationen etabliert werden.