Abstract (deu)
Seit einigen Jahren befindet sich eine Reihe von Europäischen Volkswirtschaften in einer
Abwärtsspirale gefangen. Im Zuge der gemeinhin als „Europäische
Staatsschuldenkrise“ bezeichneten Entwicklung, kamen Zweifel an der Nachhaltigkeit der
öffentlichen Staatshaushalte zutage. Insbesondere die hohen Schuldenstände hatten massive
Herabstufungen durch die großen Ratingagenturen zur Folge. An vorderster Front geriet
Griechenland ins Kreuzfeuer der Kritik, aber auch Portugal, Spanien, Irland, Island und
Zypern befanden sich zeitweilig in einer Schieflage, die vorerst durch diverse
Rettungsmaßnahmen abgedämpft werden konnte. Die Suche nach dem Ursprung zeigt, dass
die aktuellen Entwicklungen nicht unter einer einheitlichen Krisendefinition zusammengefasst
werden können. Erstens hat jedes Land mit seiner eigenen Krise zu kämpfen. Zweitens wäre
die Annahme, dass sich die Effekte auf einzelne Staaten beschränken, speziell in einem
hochgradig integrierten Wirtschaftsraum wie der Eurozone unrealistisch. Unter diesen
Gesichtspunkten wird klar, dass Entscheidungsträger in Firmen, aber auch in der Politik
solide Entscheidungsgrundlagen benötigen. Im Nachhinein betrachtet kamen die meisten
Fehlentwicklungen nicht überraschend. Das Ziel dieser Arbeit ist es somit eine integrierte
Länderrisikobewertung der Eurozone zu erstellen. Basierend auf Arbeiten, wie Fink et al.
(2007), Paripovic (2009) und Schicklgruber (2010), erweitere ich den Rahmen der Analyse
auf die gesamte Eurozone. Die von mir angewandte Methode, das Fink Country Scoring
Model (1981, 1993, 1995), ist ein Scoringmodell, das Projektionen berechnet um die
Entwicklung der folgenden fünf Jahre bei gleich bleibender Politik darzustellen. Mein
Mehrwert zu vorangegangen Arbeiten lässt sich in den folgenden drei Punkten
zusammenfassen.
Erstens wende ich das Modell auf alle Eurozonenländer an (inkl. Litauen) um zu zeigen, ob es
in den Krisenstaaten seit 2009 bereits Anzeichen auf eine Entspannung der Situation gibt und
ob auch in den bislang noch als stabil geltenden Ländern auffallende Fehlentwicklungen
festzustellen sind.
Zweitens entwickle ich das so genannte „interactive Fink Country Scoring Model“ um
Handels- und Verschuldungsverknüpfungen in die Länderrisikobewertung miteinfließen zu
lassen. Hohe Handelsvolumina mit niedrig gerateten Ländern und ein Portfolio risikoreicher
Schuldner lösen somit Abwertungen der Einzelratings aus um die isolierte Betrachtung zu
verfeinern.
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Drittens erweitere ich die jährlichen Bewertungen um Quartalsdatenberechnungen um die
Qualität der Projektionen zu verbessern. Dadurch werden die jüngsten Entwicklungen auch
miteinbezogen und somit ergibt sich eine aktuellere Entscheidungsgrundlage.
Die Schlüsse, die aus dieser Arbeit gezogen werden können, betreffen grenzüberschreitend
expandierende Firmen, sowie politische Entscheidungsträger, Investoren und Kreditgeber.
Das hier entwickelte Modell folgt dem Ruf nach transparenten, verständlichen und auf Fakten
basierenden Bewertungsmethoden, die auch als Frühwarnmechanismus zur Anwendung
kommen können.