Title (deu)
Manipulation von Fluency mittels Priming und ihre Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Kunstwerken sowie Fotografien
Parallel title (eng)
Manipulation of fluency through priming and its effects on the perception of artworks as well as photographs
Author
Katharina Musitz
Advisor
Helmut Leder
Assessor
Helmut Leder
Abstract (deu)
Bereits seit mehr als 135 Jahren beschäftigt sich die empirische Forschung mit der Frage der Ästhetik. Warum empfinden wir die Betrachtung des einen Gegenstandes als ansprechend, während wir die Betrachtung des anderen Gegenstandes nicht besonders schätzen? Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts wurden diverse objektbezogene sowie personenbezogene Variablen postuliert. Demnach könnte die Schönheit einerseits in den Dingen selbst, andererseits im Auge des Betrachters liegen. Die jüngste Forschung innerhalb der Psychologie geht von einem interaktionistischen Modell aus, dem unterschiedliche kognitive sowie emotionale Prozesse zugrunde liegen, in welche sowohl die objektiven Eigenschaften des betrachteten Gegenstandes als auch die subjektiven Wahrnehmungsgewohnheiten des Betrachters miteinfließen.
Das wohl bekannteste Modell, das eine Erklärung in Bezug auf ästhetische Erfahrungen – insbesondere in Zusammenhang mit Kunstwerken – bietet, ist jenes von Leder, Belke, Oeberst und Augustin. Aus der Konzeption des Modells lässt sich schlussfolgern, dass die Bewertung eines Kunstwerks unter anderem durch die Manipulation der Variablen auf der Stufe der „Implicit Memory Integration“ und/oder der Variablen auf der Stufe der „Explicit Classification“ zu beeinflussen ist. Während auf der einen Stufe Eigenschaften wie Vertrautheit oder Prototypikalität verarbeitet werden, geht die andere Stufe mit der Identifikation des Motivs sowie der Stilrichtung einher. Ist es also vom Grad der Vertrautheit abhängig, wie sehr uns ein Kunstwerk gefällt? Oder spielt vielmehr das Dargestellte an sich bzw. die Art des Stils eine Rolle?
Als methodisches Rüstzeug zur Überprüfung dieser Fragestellungen wurde jenes aus der Fluency-Forschung gewählt. Erhöhte Fluency kann eine scheinbare Vertrautheit mit dem Gegenstand erzeugen, welche – wie in einer Vielzahl von Studien bewiesen wurde – mit dem Ausmaß des Gefallens positiv korreliert ist. Die Fluency eines Gegenstandes wiederum lässt sich durch kongruentes Priming fördern oder aber durch inkongruentes Priming hemmen. Daraus folgt, dass Stimuli nach kongruentem Priming positiver bewerten werden müssten als solche nach inkongruentem Priming. Außerdem weist die Literatur mehrheitlich darauf hin, dass Landschaften sowie gegenständliche Kunststile von Kunstlaien präferiert werden.
Im Zuge der vorliegenden Arbeit und zur Klärung der postulierten Hypothesen wurden insgesamt zwei Experimente durchgeführt. In Experiment 1 wurde mittels subliminalem perzeptuellen Priming der Einfluss von Kongruenz, Motiv sowie Stil auf die Reaktionszeiten und das Gefallen der Teilnehmer mit Kunstwerken als Stimuli getestet. In der Kontrollbedingung wurden gewöhnliche Fotografien als Stimuli vorgegeben. In Experiment 2 wurde mittels subliminalem semantischen Priming der Einfluss von Kongruenz, Motiv sowie Stil auf die Reaktionszeiten und das Gefallen der Teilnehmer überprüft. Als Stimuli wurden dieselben Kunstwerke bzw. Fotografien wie in Experiment 1 verwendet.
Es wurde erwartet, dass sich die positive Beeinflussung der Fluency durch kongruentes Priming auch in kürzeren Reaktionszeiten im Vergleich zu inkongruentem Priming niederschlägt. Hinweise auf die Richtigkeit dieser Annahme wurden jedoch nur in Zusammenhang mit perzeptuellem Priming gefunden. Semantisches Priming war auf subliminaler Ebene vermutlich zu schwach, um Effekte zu erzielen. Die von den Teilnehmern abgegebenen Bewertungen variierten sowohl in Experiment 1 als auch in Experiment 2 kaum bis gar nicht mit der Kongruenz des Primings, wobei dieser Befund in erster Linie der Beschaffenheit der Stimuli zugeschrieben wird.
Die Ergebnisse hinsichtlich Motiv und Stil fielen klarer aus. Obwohl Gesichter sowohl bei Kunstwerken als auch Fotografien als Stimuli schneller verarbeitet wurden als Landschaften, ließen sich deutliche Präferenzen für Landschaften feststellen. Kunstwerke im Stil des Realismus gingen im Vergleich zu jenen im Stil des Expressionismus nicht nur mit kürzeren Reaktionszeiten, sondern auch mit positiveren Bewertungen einher.
Allgemein lässt sich festhalten, dass ein Trend in Richtung eines geraden Fluency-Effekts zumeist nur bei jenen Teilnehmern zu erkennen war, die besonders schnell und spontan reagierten: Kongruentes Priming führte in diesen Fällen zu eher schnelleren Reaktionszeiten sowie eher höherem Gefallen als inkongruentes Priming. Insgesamt zeigen die beiden Experimente recht detailliert, dass objektbezogene Faktoren bei der Wahrnehmung ästhetischer Stimuli eine wesentliche Rolle spielen. Dennoch lassen sie auch den Einfluss personenbezogener Faktoren erahnen.
Keywords (eng)
fluencyprimingpicturesartartworksphotosphotographyperceptionvisualaesthetic experienceaesthetics
Keywords (deu)
FluencyPrimingBilderKunstKunstwerkeFotosFotografienWahrnehmungvisuellästhetische ErfahrungÄsthetik
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Extent (deu)
100 S. : Ill., graph. Darst.
Number of pages
102
Study plan
Diplomstudium Psychologie
[UA]
[298]
Association (deu)
Title (deu)
Manipulation von Fluency mittels Priming und ihre Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Kunstwerken sowie Fotografien
Parallel title (eng)
Manipulation of fluency through priming and its effects on the perception of artworks as well as photographs
Author
Katharina Musitz
Abstract (deu)
Bereits seit mehr als 135 Jahren beschäftigt sich die empirische Forschung mit der Frage der Ästhetik. Warum empfinden wir die Betrachtung des einen Gegenstandes als ansprechend, während wir die Betrachtung des anderen Gegenstandes nicht besonders schätzen? Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts wurden diverse objektbezogene sowie personenbezogene Variablen postuliert. Demnach könnte die Schönheit einerseits in den Dingen selbst, andererseits im Auge des Betrachters liegen. Die jüngste Forschung innerhalb der Psychologie geht von einem interaktionistischen Modell aus, dem unterschiedliche kognitive sowie emotionale Prozesse zugrunde liegen, in welche sowohl die objektiven Eigenschaften des betrachteten Gegenstandes als auch die subjektiven Wahrnehmungsgewohnheiten des Betrachters miteinfließen.
Das wohl bekannteste Modell, das eine Erklärung in Bezug auf ästhetische Erfahrungen – insbesondere in Zusammenhang mit Kunstwerken – bietet, ist jenes von Leder, Belke, Oeberst und Augustin. Aus der Konzeption des Modells lässt sich schlussfolgern, dass die Bewertung eines Kunstwerks unter anderem durch die Manipulation der Variablen auf der Stufe der „Implicit Memory Integration“ und/oder der Variablen auf der Stufe der „Explicit Classification“ zu beeinflussen ist. Während auf der einen Stufe Eigenschaften wie Vertrautheit oder Prototypikalität verarbeitet werden, geht die andere Stufe mit der Identifikation des Motivs sowie der Stilrichtung einher. Ist es also vom Grad der Vertrautheit abhängig, wie sehr uns ein Kunstwerk gefällt? Oder spielt vielmehr das Dargestellte an sich bzw. die Art des Stils eine Rolle?
Als methodisches Rüstzeug zur Überprüfung dieser Fragestellungen wurde jenes aus der Fluency-Forschung gewählt. Erhöhte Fluency kann eine scheinbare Vertrautheit mit dem Gegenstand erzeugen, welche – wie in einer Vielzahl von Studien bewiesen wurde – mit dem Ausmaß des Gefallens positiv korreliert ist. Die Fluency eines Gegenstandes wiederum lässt sich durch kongruentes Priming fördern oder aber durch inkongruentes Priming hemmen. Daraus folgt, dass Stimuli nach kongruentem Priming positiver bewerten werden müssten als solche nach inkongruentem Priming. Außerdem weist die Literatur mehrheitlich darauf hin, dass Landschaften sowie gegenständliche Kunststile von Kunstlaien präferiert werden.
Im Zuge der vorliegenden Arbeit und zur Klärung der postulierten Hypothesen wurden insgesamt zwei Experimente durchgeführt. In Experiment 1 wurde mittels subliminalem perzeptuellen Priming der Einfluss von Kongruenz, Motiv sowie Stil auf die Reaktionszeiten und das Gefallen der Teilnehmer mit Kunstwerken als Stimuli getestet. In der Kontrollbedingung wurden gewöhnliche Fotografien als Stimuli vorgegeben. In Experiment 2 wurde mittels subliminalem semantischen Priming der Einfluss von Kongruenz, Motiv sowie Stil auf die Reaktionszeiten und das Gefallen der Teilnehmer überprüft. Als Stimuli wurden dieselben Kunstwerke bzw. Fotografien wie in Experiment 1 verwendet.
Es wurde erwartet, dass sich die positive Beeinflussung der Fluency durch kongruentes Priming auch in kürzeren Reaktionszeiten im Vergleich zu inkongruentem Priming niederschlägt. Hinweise auf die Richtigkeit dieser Annahme wurden jedoch nur in Zusammenhang mit perzeptuellem Priming gefunden. Semantisches Priming war auf subliminaler Ebene vermutlich zu schwach, um Effekte zu erzielen. Die von den Teilnehmern abgegebenen Bewertungen variierten sowohl in Experiment 1 als auch in Experiment 2 kaum bis gar nicht mit der Kongruenz des Primings, wobei dieser Befund in erster Linie der Beschaffenheit der Stimuli zugeschrieben wird.
Die Ergebnisse hinsichtlich Motiv und Stil fielen klarer aus. Obwohl Gesichter sowohl bei Kunstwerken als auch Fotografien als Stimuli schneller verarbeitet wurden als Landschaften, ließen sich deutliche Präferenzen für Landschaften feststellen. Kunstwerke im Stil des Realismus gingen im Vergleich zu jenen im Stil des Expressionismus nicht nur mit kürzeren Reaktionszeiten, sondern auch mit positiveren Bewertungen einher.
Allgemein lässt sich festhalten, dass ein Trend in Richtung eines geraden Fluency-Effekts zumeist nur bei jenen Teilnehmern zu erkennen war, die besonders schnell und spontan reagierten: Kongruentes Priming führte in diesen Fällen zu eher schnelleren Reaktionszeiten sowie eher höherem Gefallen als inkongruentes Priming. Insgesamt zeigen die beiden Experimente recht detailliert, dass objektbezogene Faktoren bei der Wahrnehmung ästhetischer Stimuli eine wesentliche Rolle spielen. Dennoch lassen sie auch den Einfluss personenbezogener Faktoren erahnen.
Keywords (eng)
fluencyprimingpicturesartartworksphotosphotographyperceptionvisualaesthetic experienceaesthetics
Keywords (deu)
FluencyPrimingBilderKunstKunstwerkeFotosFotografienWahrnehmungvisuellästhetische ErfahrungÄsthetik
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Number of pages
102
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