Abstract (deu)
Die Neuromuskuläre Junction (NMJ) stellt die Verbindung zwischen einem Alpha Motorneuron und einem Muskel dar. Diese cholinerge Synapse wird während der Embryonal- und frühen Postnatalentwicklung gebildet und ist durch die hohe Anreicherung von Acetylcholinrezeptoren (AChR) charakterisiert. Erreicht ein Aktionspotential die Motorendplatte, wird Acetylcholin vom Nerv ausgeschüttet und bindet an AChR an der Muskelmembran, wodurch eine Muskelkontraktion ausgelöst wird. Erkrankungen der NMJ werden als myasthenische Syndrome beschrieben und reichen von Muskelschwäche bis hin zur Atemlähmung.
Die Bildung und Aufrechterhaltung dieser hoch spezialisierten Struktur basiert auf Signalkaskaden, welche vorwiegend von der “muskel-spezifischen Kinase” (MuSK) initiiert werden. Während der Innervierung wird Agrin vom Nerv ausgeschüttet, wodurch vorgeformte AChR-Cluster gestärkt werden. Agrin bindet an “low density lipoprotein receptor related protein 4” (Lrp4) in der Muskelmembran, induziert dadurch die Autophosphorylierung der Kinase-Domäne von MuSK und somit die Aggregierung von AChR. Außerdem wird die Aktivierung von MuSK als Signal für Endozytose gewertet. Studien belegen, dass verwandte Rezeptor Tyrosin Kinasen auch nach Endozytose weiter aktiv sind. Daher sind Mechanismen, welche Internalisierung und Sortierung von MuSK kontrollieren von besonderem Interesse.
Das erste Ziel dieser Masterarbeit war die Entwicklung eines heterologen Modelsystems des Agrin-Lrp4-MuSK Signalweges, da Versuche an differenzierten Muskelzellen durchaus komplex sind. MuSK und Lrp4 Proteine wurden unter der Verwendung von molekularbiologischen Methoden mit Tag-Sequenzen an deren extrazellulären Domänen fusioniert. Dadurch sollte eine spezifische Proteindetektion in biochemischen und immunzytochemischen Analysen ermöglicht werden. Obwohl dieses sogenannte „Tagging“ die Expression und Detektion der Proteine negativ beeinflusste, konnte die biologische Funktionalität bestätigt werden, da diese Fusionsproteine AChR-Clustering in Muskelzellen induzierten. Darauffolgend wurden Maus-Fibroblastenzellen mit einer retroviralen Methode dahingehend modifiziert, dass sie MuSK und Lrp4 Fusionsproteine stabil exprimieren. Zellpopulationen mit hoher Proteinexpression wurden mit magnet-aktivierter und fluoreszenz-aktivierter Zellsortierung angereichert.
Das zweite Ziel dieser Masterarbeit bezog sich auf die Analyse von MuSK-Endozytose im neu entwickelten Modelsystem. Endoztyose-Experimente zeigten, dass MuSK in einer Grundaktivität innerhalb von 5 Minuten internalisiert wird. MuSK wurde in frühe Endosomen aufgenommen und vorwiegend in multivesikuläre Körper sortiert, während Recycling eine geringere Rolle spielte. Lrp4 wies eine ähnliche Grundaktivität auf, wobei aber die Endozytosegeschwindigkeit erhöht und das Recycling über den Rab11 positiven Weg im Vergleich zu MuSK verstärkt wurde.
In Kontrollexperimenten konnte ich feststellen, dass die Bindung von Antikörper beziehungsweise Ligand an deren Tag-Sequenzen in MuSK mit der AChR Aggregierung in Agrin-stimulierten Muskelzellen interferiert. Außerdem konnte im Modelsystem keine durch Agrin hervorgerufene und verstärkte Phosphorylierung von MuSK nachgewiesen werden. Diese schwerwiegenden Einschränkungen stellen die Funktionalität des neu entwickelten Modelsystems in Frage und machen zusätzliche Tests und Optimierung notwending.