Mental Accounting wurde im Zusammenhang mit Steuerehrlichkeit bislang nur wenig untersucht. Es ist jedoch anzunehmen, dass eine persönliche Tendenz zum mentalen Segregieren des Steuerbetrages vom Nettogewinn (Mental Tax Accounting) einen positiven Einfluss auf die Steuerehrlichkeit hat. Werden Steuern als vom Gewinn getrennt angesehen, so könnte der Nettogewinn als Referenzpunkt herangezogen und der Steuerbetrag somit nicht mehr im Verlustbereich wahrgenommen werden, wodurch die Steuerzahlungen als weniger schwerwiegend erlebt werden könnten. In vorliegender Arbeit wurde ein Online- Experiment mit 283 TeilnehmerInnen durchgeführt, um den Einfluss von Mental Tax Accounting, Framing und Hedonic Editing auf die Steuerehrlichkeit experimentell nachzuweisen. Dabei wurde einerseits die Darstellungsart der Gewinne als Netto- bzw. Bruttobeträge und andererseits die Anzahl der abzuführenden Steuern variiert. Es zeigte sich, dass die gemessene persönliche Neigung zum mentalen Segregieren des Steuerbetrages mit einer höheren Steuerehrlichkeit im Zusammenhang steht. Zudem übte die segregierte Darstellung der Einkommens einen positiven Einfluss auf die Steuerehrlichkeit aus. Es konnte außerdem eine zweifache Wechselwirkung dieser beiden Faktoren mit Voluntary Compliance festgestellt werden. Die Anzahl der Steuern zeigte keinen eindeutigen Einfluss, der Faktor stand jedoch in Wechselwirkung mit Voluntary Compliance, Enforced Compliance und dem Geschlecht. Mental Tax Accounting bzw. der Referenzpunkt bei Steuerzahlungen scheint einen wichtigen Einflussfaktor für die Steuerehrlichkeit darzustellen und sollte deshalb bei der Bekämpfung von Steuerhinterziehung beachtet werden.