Abstract (deu)
Ulrich Seidl zählt längst zu einem der international anerkanntesten Filmemacher Österreichs. Sein Spielfilmdebut Hundstage aus dem Jahr 2001 wurde bei den 58. Filmfestspielen von Venedig mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. Es sind die etwas anderen Filme die der suchende Dokumentarist Seidl in einem langwierigen Prozess herstellt. Sein Ziel besteht nicht darin die Welt schockierend und unerträglich dazustellen, sondern sie so realistisch wie möglich zu zeigen. Die Geschichten basieren auf seinen alltäglichen Beobachtungen und aus Dingen die so passieren könnten. Das seine Arbeit freie Sicht auf Dinge bietet, die der eine oder andere als verstörend bezeichnen würde, zeichnet Seidls Stil aus. Ein wichtiger Bestandteil seiner Filme ist die künstlerische Bildgestaltung. Neben der oftmaligen Anwendung der Handkamera sind seine Filme geprägt von millimetergenau meist zentralperspektivisch eingerichteten Bildausschnitten und des von ihm eingeführten Seidl-Tableaus. Seine Arbeitsweise besteht im Prinzip darin Spielfilmszenen in einem dokumentarischen Umfeld zu drehen, damit sich Momente aus der Wirklichkeit mit fiktiven Szenen verbinden können. Ein Drehbuch existiert für Seidl einerseits aus Finanzierungsgründen und andererseits als Grundgerüst des Films. Seine Drehbücher beinhalten weder geschriebene Dialoge noch werden diese den DarstellerInnen vorgelegt. Das heißt die Dialoge müssen von seinen Akteuren, einer Mischung von Laien und SchauspielerInnen, improvisiert werden. Das wichtigste Kriterium für Seidl ist die glaubhafte Darbietung seiner DarstellerInnen. Die Authentizität gelingt Seidl folglich auf Grund der improvisatorisch getätigten Handlungen seiner DarstellerInnen. Das bestehende Problem hierbei ist jedoch die Tatsache, dass filmische Authentizität als entstehender Effekt, der erst im Moment durch die Betrachtung des Rezipienten zustande kommt, zu verstehen ist. Daher stellt sich die Frage ob es überhaupt möglich ist, Authentizität herzustellen.