Title (deu)
"Das Wiederholbare, aber immer anders."
Formen des Erinnerns in Elfriede Jelineks Rechnitz (Der Würgeengel)
Author
Daniela Limbeck
Advisor
Monika Meister
Assessor
Monika Meister
Abstract (deu)
Seit mehreren Jahrzehnten ist die Beschäftigung mit kollektivem Gedächtnis und Erinnerungskultur ein Fixpunkt im wissenschaftlichen Diskurs, wobei in den letzten gut 20 Jahren das Verschwinden der Zeitzeugen des zweiten Weltkriegs und des Holocaust in den Fokus rückt. Aus dem Generations- und dem daraus resultierenden Gedächtniswechsel – vom kommunikativen zum rein kulturellen Gedächtnis – ergibt sich die Forderung nach einem neuen Denken von Geschichte und der Befragung der gängigen Vermittlungs- und Erinnerungspraxis.
Elfriede Jelinek hat sich seit Beginn ihres Schreibens (von Theatertexten) beständig mit der Beziehung Österreichs zu seiner nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandergesetzt und dabei auch eine Entwicklung bezüglich ihres Dreh- und Angelpunktes bis zu Rechnitz (Der Würgeengel) durchgemacht. In diesem Theatertext, der die Ermordung von 200 jüdisch-ungarischen Zwangsarbeitern bei einem Fest der Nazis in der Nacht vom 24. auf den 25. März 1945 im südburgenländischen Rechnitz thematisiert, kreist sie sprachlich um das Ereignis und zeigt es unter anderem als Sinnbild für den Umgang mit der Vergangenheit. Elfriede Jelinek bearbeitet nicht nur die Unabschließbarkeit der Gräueltat selbst, sie verweist auch mit der dem Stück und Jelineks Schreiben eigenen „Geschwätzigkeit, Redundanz, Wortwitz- und Leerlaufrhetorik“ auf das ritualisierte und institutionalisierte Gedenken: Das Gedenken der Phrasen und leeren Worthüllen, die dem lebendigen Erinnern eher im Weg stehen und quasi als Schutzschilder fungieren, um sich die Vergangenheit vom Leib zu halten. Der Text kritisiert und kommentiert nicht nur den offiziellen Erinnerungsdiskurs, er stellt auch Fragen nach der Zukunft des Erinnerns. Wie kann erinnern gedacht werden? Und wie wird ein anderes Erinnern zugleich vorgeschlagen und in der künstlerischen Darstellung erprobt? Diese Arbeit möchte also zweierlei herausarbeiten: Erstens die ästhetischen Mittel und Verfahren, mithilfe derer Elfriede Jelinek Kritik an der Erinnerungskultur übt, und zweitens die künstlerischen Wege, die eine neue Form des Erinnerns vor einem bestimmten Verständnis von Geschichte fordern und zugleich in der Versuchsanordnung des Theatertextes probieren.
Keywords (deu)
Elfriede JelinekRechnitz (Der Würgeengel)Kollektives GedächtnisErinnerungskulturHolocaust
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Extent (deu)
100 S.
Number of pages
100
Study plan
Diplomstudium Theater-, Film- und Medienwissenschaft
[UA]
[317]
Association (deu)
Title (deu)
"Das Wiederholbare, aber immer anders."
Formen des Erinnerns in Elfriede Jelineks Rechnitz (Der Würgeengel)
Author
Daniela Limbeck
Abstract (deu)
Seit mehreren Jahrzehnten ist die Beschäftigung mit kollektivem Gedächtnis und Erinnerungskultur ein Fixpunkt im wissenschaftlichen Diskurs, wobei in den letzten gut 20 Jahren das Verschwinden der Zeitzeugen des zweiten Weltkriegs und des Holocaust in den Fokus rückt. Aus dem Generations- und dem daraus resultierenden Gedächtniswechsel – vom kommunikativen zum rein kulturellen Gedächtnis – ergibt sich die Forderung nach einem neuen Denken von Geschichte und der Befragung der gängigen Vermittlungs- und Erinnerungspraxis.
Elfriede Jelinek hat sich seit Beginn ihres Schreibens (von Theatertexten) beständig mit der Beziehung Österreichs zu seiner nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandergesetzt und dabei auch eine Entwicklung bezüglich ihres Dreh- und Angelpunktes bis zu Rechnitz (Der Würgeengel) durchgemacht. In diesem Theatertext, der die Ermordung von 200 jüdisch-ungarischen Zwangsarbeitern bei einem Fest der Nazis in der Nacht vom 24. auf den 25. März 1945 im südburgenländischen Rechnitz thematisiert, kreist sie sprachlich um das Ereignis und zeigt es unter anderem als Sinnbild für den Umgang mit der Vergangenheit. Elfriede Jelinek bearbeitet nicht nur die Unabschließbarkeit der Gräueltat selbst, sie verweist auch mit der dem Stück und Jelineks Schreiben eigenen „Geschwätzigkeit, Redundanz, Wortwitz- und Leerlaufrhetorik“ auf das ritualisierte und institutionalisierte Gedenken: Das Gedenken der Phrasen und leeren Worthüllen, die dem lebendigen Erinnern eher im Weg stehen und quasi als Schutzschilder fungieren, um sich die Vergangenheit vom Leib zu halten. Der Text kritisiert und kommentiert nicht nur den offiziellen Erinnerungsdiskurs, er stellt auch Fragen nach der Zukunft des Erinnerns. Wie kann erinnern gedacht werden? Und wie wird ein anderes Erinnern zugleich vorgeschlagen und in der künstlerischen Darstellung erprobt? Diese Arbeit möchte also zweierlei herausarbeiten: Erstens die ästhetischen Mittel und Verfahren, mithilfe derer Elfriede Jelinek Kritik an der Erinnerungskultur übt, und zweitens die künstlerischen Wege, die eine neue Form des Erinnerns vor einem bestimmten Verständnis von Geschichte fordern und zugleich in der Versuchsanordnung des Theatertextes probieren.
Keywords (deu)
Elfriede JelinekRechnitz (Der Würgeengel)Kollektives GedächtnisErinnerungskulturHolocaust
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Number of pages
100
Association (deu)
License
- Citable links
- Other links
- Managed by
- Details
- Metadata
- Export formats