Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Tanztheaterstück Out of Context – for Pina vom belgischen Choreograf Alain Platel und der Tanzkompanie les ballets C de la B, das 2010 bei den Wiener Festwochen und bei den Bregenzer Festspielen gastierte. Neun Menschen betreten eine karge Bühne, auf der sie rote Decken und Mikrofone vor-finden. Sie entkleiden sich bis auf die Unterwäsche, erkunden die Dinge und Menschen auf der Bühne, und ziehen sich, erst wenn sie die Bühne etwa neunzig Minuten später verlassen, wieder an. Wie Rezensionen und Selbstbeschreibungen zu entnehmen ist, versteht sich Out of Context unter anderem als Auseinandersetzung mit zwischen-menschlicher Verständigung. Das Stück fragt dabei auch nach Ausdrucksmöglichkeiten, die sonst nicht als solche verstanden werden, etwa Bewegungen, die mit Krankheit oder Schmerz verbunden sind, die als unwillkürlich gelten, als Symptom, aber nicht als Äu-ßerung.
Im Zuge dieser Diplomarbeit wird Out of Context erfasst, indem es in sieben Abschnitte, denen sich jeweils ein Kapitel widmet, unterteilt wird. Die Kapitel beginnen mit einer Beschreibung, die versucht, das Geschehen jedes Abschnitts nachvollziehbar zu machen, die aber auch Blickrichtungen für die Interpretation vorgibt. Diese Vorgehensweise versteht sich als Versuch und stellt zugleich die Frage, inwieweit Tanz sprachlich gefasst werden kann. Im Anschluss an die Beschreibungen werden mögliche Interpretationen und Kontexte für den Abschnitt ausgeführt. Mit Theorien des Soziologen Pierre Bourdieu zum Habitus, mit weiteren Überlegungen zur Dressur und Vergesellschaftung des Körpers, sowie mit Bezugnahmen auf das Tanztheater von Pina Bausch, der die Widmung im Untertitel gilt, wird argumentiert, dass Out of Context auf ein ‚Wissen des Körpers‘ verweist – dass also die Tanzenden auf ein Bewegungsrepertoire zugreifen, das sich einer bewussten Kontrolle entzieht, sich aber dennoch systematisieren und ‚choreografieren‘ lässt.
The present paper deals with the dance performance Out of Context – for Pina from the Belgian choreographer Alain Platel and the dance company les ballets C de la B. The performance, which this paper recognizes as dance theatre (Tanztheater), was also shown at Wiener Festwochen and at Bregenzer Festspiele in 2010. Nine persons enter the stage, where they find nothing else but red blankets and microphones. They undress until they are only wearing their underwear and start interacting with each other and the objects on stage. Ninety minutes later they put back on their clothes and leave the stage. As reviews of the performance and statements of the dance company imply Out of Context is preoccupied with interpersonal communication. However it is also concerned with forms of expression, that are not primarily seen as such, like moves that are linked to ailment and pain and that are considered as unconscious and involuntary symptoms but not as statements.
Within this paper Out of Context is divided into seven segments. Each chapter refers to one segment. At the beginning of each chapter the events of the segment are described and perspectives for the interpretation are created. This approach is understood as an experiment and is furthermore concerned with the problem of writing about dancing. After the description each segment is analyzed and contextualized. The paper shows how Out of Context refers to the body’s knowledge (Wissen des Körpers), through the performers utilization of movements, which are unconscious but can also be organized and choreographed. This undertaking is realized by using Pierre Bourdieu’s theory of the Habitus, combined with thoughts regarding training and socialization of bodies and references to Pina Bausch’s concept Tanztheater, to whom the production is dedicated to.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Tanztheaterstück Out of Context – for Pina vom belgischen Choreograf Alain Platel und der Tanzkompanie les ballets C de la B, das 2010 bei den Wiener Festwochen und bei den Bregenzer Festspielen gastierte. Neun Menschen betreten eine karge Bühne, auf der sie rote Decken und Mikrofone vor-finden. Sie entkleiden sich bis auf die Unterwäsche, erkunden die Dinge und Menschen auf der Bühne, und ziehen sich, erst wenn sie die Bühne etwa neunzig Minuten später verlassen, wieder an. Wie Rezensionen und Selbstbeschreibungen zu entnehmen ist, versteht sich Out of Context unter anderem als Auseinandersetzung mit zwischen-menschlicher Verständigung. Das Stück fragt dabei auch nach Ausdrucksmöglichkeiten, die sonst nicht als solche verstanden werden, etwa Bewegungen, die mit Krankheit oder Schmerz verbunden sind, die als unwillkürlich gelten, als Symptom, aber nicht als Äu-ßerung.
Im Zuge dieser Diplomarbeit wird Out of Context erfasst, indem es in sieben Abschnitte, denen sich jeweils ein Kapitel widmet, unterteilt wird. Die Kapitel beginnen mit einer Beschreibung, die versucht, das Geschehen jedes Abschnitts nachvollziehbar zu machen, die aber auch Blickrichtungen für die Interpretation vorgibt. Diese Vorgehensweise versteht sich als Versuch und stellt zugleich die Frage, inwieweit Tanz sprachlich gefasst werden kann. Im Anschluss an die Beschreibungen werden mögliche Interpretationen und Kontexte für den Abschnitt ausgeführt. Mit Theorien des Soziologen Pierre Bourdieu zum Habitus, mit weiteren Überlegungen zur Dressur und Vergesellschaftung des Körpers, sowie mit Bezugnahmen auf das Tanztheater von Pina Bausch, der die Widmung im Untertitel gilt, wird argumentiert, dass Out of Context auf ein ‚Wissen des Körpers‘ verweist – dass also die Tanzenden auf ein Bewegungsrepertoire zugreifen, das sich einer bewussten Kontrolle entzieht, sich aber dennoch systematisieren und ‚choreografieren‘ lässt.
The present paper deals with the dance performance Out of Context – for Pina from the Belgian choreographer Alain Platel and the dance company les ballets C de la B. The performance, which this paper recognizes as dance theatre (Tanztheater), was also shown at Wiener Festwochen and at Bregenzer Festspiele in 2010. Nine persons enter the stage, where they find nothing else but red blankets and microphones. They undress until they are only wearing their underwear and start interacting with each other and the objects on stage. Ninety minutes later they put back on their clothes and leave the stage. As reviews of the performance and statements of the dance company imply Out of Context is preoccupied with interpersonal communication. However it is also concerned with forms of expression, that are not primarily seen as such, like moves that are linked to ailment and pain and that are considered as unconscious and involuntary symptoms but not as statements.
Within this paper Out of Context is divided into seven segments. Each chapter refers to one segment. At the beginning of each chapter the events of the segment are described and perspectives for the interpretation are created. This approach is understood as an experiment and is furthermore concerned with the problem of writing about dancing. After the description each segment is analyzed and contextualized. The paper shows how Out of Context refers to the body’s knowledge (Wissen des Körpers), through the performers utilization of movements, which are unconscious but can also be organized and choreographed. This undertaking is realized by using Pierre Bourdieu’s theory of the Habitus, combined with thoughts regarding training and socialization of bodies and references to Pina Bausch’s concept Tanztheater, to whom the production is dedicated to.