Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Relevanz des institutionalisierten Festmahles in
späteisenzeitlichen Gesellschaften. Anhand ethnologischer und kulturtheoretischer Modelle, die
theoretisch auf die Späteisenzeit angewendet werden, soll verdeutlicht werden, dass Festmähler
mehr sind, als eine kollektive Nahrungsmittelaufnahme und ihre Erforschung ein wissenschaftlich wertvoller Weg sein kann, um urgeschichtliche Gesellschaften zu verstehen.
Spuren „festlicher“ Ereignisse finden sich in archäologischen Kontexten mitunter anhand von Handelswaren, exotischen Gütern, Prestigeobjekten aber auch Massenwaren, Überschussproduktion und landwirtschaftlichen Erzeugnissen.
Dem Konsumgut Alkohol soll in dieser Arbeit spezielle Beachtung geschenkt werden, da Nahrungsmittel – und in diesem Fall, Wein, Bier und Met – als manipulative Werkzeuge missbraucht werden können, um die „Masse“ zu beeinflussen.
Es wird deutlich, dass Festmähler nie zufällig oder willkürlich veranstaltet werden, sondern immer einer bestimmten (meist politisch motivierten) Intention folgen. Dies soll anhand eines archäologischen Fallbeispiels demonstriert werden.
Diplomatie, Ökonomie, Bündnisstärkung, Eingliederung, Abgrenzung, Ächtung und Bestrafung, Resozialisierung, Ausbeutung, Gehorsam und Unterdrückung – all diese Aspekte können während eines Festmahles passiv initiiert oder sogar öffentlich ausgeübt werden und Grund für das Abhalten einer festlichen Zusammenkunft sein.
Das Festmahl kann sowohl als Arena für rücksichtslose Machtwettkämpfe, als auch als Schauplatz für harmonische Zusammenkünfte zur Stärkung der Gemeinschaft dienen.
Festmähler tragen also wesentlich zur Transformation einer Gesellschaft bei.