Abstract (deu)
Read und Kollegen berichteten in ihrem Reviewartikel über sehr hohe Prävalenzraten von sexuellem und körperlichem Missbrauch in der Kindheit bei psychotischen PatientInnen. Aufgrund ihrer Ergebnisse schlossen sie auf einen kausalen Zusammenhang zwischen traumatischen Kindheitserfahrungen und späteren Psychose, insbesondere einer Schizophrenie. Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, die Auswirkungen früher, traumatisierender Ereignisse auf die Entwicklung einer Schizophrenie im Erwachsenenalter näher zu untersuchen. Um dies zu erforschen, wurden vier ExpertInneninterviews durchgeführt. Mithilfe der gewonnen Daten wurde ein quantitativer Fragebogen generiert, der 54 klinisch praktizierenden Fachkräften vorgegeben wurde. Bei der Auswertung des Fragebogens zeigte sich, dass die überwiegende Mehrheit von einem kausalen Zusammenhang zwischen Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit und einer späteren Schizophrenie überzeugt waren. Während die ExpertInnen der Meinung waren, dass ein stärkerer Zusammenhang zwischen Trauma und den positiven Symptomen als zwischen Trauma und den negativen Symptomen der Schizophrenie besteht, konnte diese Aussage keine Bestätigung der Fachkräfte erlangen. Hingegen stimmten diese überwiegend der Aussage zu, dass frühe Missbrauchs- und Vernachlässigungserfahrungen die Inhalte von Halluzinationen beeinflussen können. Frühe aversive Kindheitserlebnisse können zudem zu einer schwerwiegenderen Verlaufsdynamik und komplexeren klinischen Krankheitsbildern bei Schizophrenen führen. Durch diese Forschungsarbeit wird ein vertiefender Einblick in das Feld der klinischen Praxis ermöglicht und darüber hinaus die Bedeutung einer erforderlichen Veränderung bestehender Interventionsmaßnahmen erkennbar.