Abstract (deu)
Depression ist eine verbreitete psychiatrische Erkrankung, die für die betroffenen Personen schwer behindernd sein kann. Trotzdem sind die pathologischen Vorgänge, die dieser Störung unterliegen, noch weitgehend unbekannt
und Patienten sprechen auf die Behandlung durch gängige Antidepressiva nicht immer an. Eine Theorie, die die Beteiligung des Immunsystems vorsieht, sowohl in der akuten Phase der Erkrankung als auch während der
empfindlichen Entwicklungsphase des Gehirns, z.B. durch eine virale Infektion während der Schwangerschaft, hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Ein Mausmodell des letzteren Vorgangs, in dem eine mütterliche Immun-Aktivierung (MIA) durch Verabreichung von Poly(I:C) an die trächtige Maus bewirkt wird, hat kürzlich gezeigt, dass der erwachsene Nachwuchs einer so behandelten Maus depressionsähnliche Verhaltensmuster aufweist, wobei die verantwortlichen molekularen Mechanismen ungeklärt
sind. Epigenetische Vorgänge und Faktoren stellen ideale Kandidaten dar, um diese Interaktion zwischen Umwelteinflüssen und Genexpression, und folglich auch deren Einfluss auf Gehirnstruktur und -funktion, zu vermitteln. In dieser Studie wurde der Einfluss von MIA auf molekulare Teilnehmer der epigenetischen Regulierung untersucht, mit zwei Schwerpunkten - dem Serotonintransporter (SERT), da dieser eng mit den pathophysiologischen Prozessen von Depression zusammenhängt, nicht zuletzt durch die bekannte Wirkung
von Antidepressiva am SERT; und ausgewählten epigenetischen Markern im Hippokampus des MIA-Nachwuchses. Histon-Acetylierung von H4 im Hippokampus, sowie mRNA Mengen der Histon-Deacetylasen (HDAC) 2 und 9 waren nach MIA reduziert. Diese Gruppe zeigte auch eine Reduktion von SERT mRNA und Protein im Hippokampus. Zusätzlich wurde durch Chromatin-Immunoprezipitation (ChIP) gezeigt, dass die H3 Acetylierung
beim SERT Promoter in der MIA-Gruppe reduziert war, während die H4 Acetylierung hier erhöht war. Die Ergebnisse untermauern die Annahme, dass epigenetische Vorgaenge die Einwirkung von Umweltfaktoren auf die
Entwicklung des Gehirns und das Verhalten durch Veränderungen der Genexpression beeinflussen können. Somit wird vorgeschlagen, dass spezifische Veränderungen in der hippokampalen Histon-Acetylierung - sowohl global als auch Gen-spezifisch - die langanhaltenden Effekte von MIA auf SERT Expression und Verhalten pragen.