Abstract (deu)
Die vorliegende Doktorarbeit dokumentiert die wesentlichsten Ergebnisse aus einer Studie über Cross-Age Peer Tutoring (CAPT) in Physik. Das bescheidene Abschneiden österreichischer Schüler/innen bei den OECD Studien war Grund genug, um auf die Suche nach Abhilfen und Maßnahmen zur Verbesserung des Unterrichts zu gehen. CAPT gilt in Schulkreisen als eine solche Maßnahme. In diesem Sinne wird in dieser Arbeit evaluiert, ob CAPT im Sinne konstruktivistischer Lerntheorien eine geeignete Lernumgebung darstellt um Physik zu vermitteln.
Die moderne Fachdidaktik versteht unter CAPT eine Lernform, bei der ältere Schüler/innen Jüngere beim Lernen unterstützen. Verglichen man mit den Anfängen, als Tutoren als Ersatzlehrer/innen verstanden wurden, zeigt sich hier bereits ein Wandel im Forschungsfokus, weg von den Tutees, hin zu den Tutoren.
Obwohl es einige Studien zur Wirksamkeit von CAPT in diversen Kontexten gibt, sind solche im naturwissenschaftlichen Kontext selten. Es ist a priori auch nicht klar, ob sich deren Ergebnisse ohne weiteres auf den Physikunterricht übertragen lassen, da naturwissenschaftliches Lernen, aufgrund des dabei notwendigen Conceptual Change, unter Umständen unterschiedlichen Rahmenbedingungen unterliegt als Lernen in anderen Gegenständen. Aus diesem Grund wurde der Forschungsfokus der hier präsentierten Arbeit auf Schüler/innen der Sekundarstufe 1 (10 bis 14-Jährige) und deren Wissenserwerb in ausgewählten physikalischen Bereichen der Elektrizitätslehre und der Optik gelegt. Darüber hinaus wurden Zusammenhänge zu einigen demografischen und motivationalen Parametern untersucht, genauso wie zur Rolle der Schüler/innen im Tutoringprozess und zur Klassenzugehörigkeit. Um motivationale Ergebnisse erfassen zu können wurde ein bestehender Fragebogen für die untersuchte Altersgruppe adaptiert. Es wurden an NE = 172 (Elektrizitätslehre) und NO = 141 (Optik) Schüler/innen klassenweise Tutorings, mehrheitlich in Dyaden, durchgeführt. Das Wissen der Schüler/innen wurde mit einem Praetest-Posttest-Follow-up Testdesign abgebildet. Parallel dazu wurden Pilotstudien zum Motivationsinstrument durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigen, dass CAPT mit zufrieden stellenden Effektstärken zwischen 0,46 und 0,62 zu einer Verbesserung im Wissen der Schüler/innen beiträgt. Derartige Effekte können auch beobachtet werden, wenn der Anteil an Schüler/innen mit nicht-deutscher Muttersprache erheblich ist. Multiple lineare Regressionsmodelle zur Schätzung der Posttestscores in der Elektrizitätslehre zeigen, dass die einflussreichen Parameter die aktive Rolle im Tutoringprozess, die Muttersprache und der Praetestscore sind.
Hingegen zeigen Untersuchungen zu motivationalen Parametern lediglich schwache Korrelationen, obwohl das nach dem Studium der Literatur zu erwarten gewesen wäre. Analysen der Follow-up Tests weisen sowohl für die Elektrizitätslehre, als auch für die Optik auf eine zufrieden stellende Persistenz des Wissens hin.
Zusammenfassend konnte in der vorliegenden Dissertation nachgewiesen werden, dass CAPT zu Effekten bei allen beteiligten Lernenden führt.