Abstract (deu)
Als Jonas Mekas sich 1962 zum neuen unabhängigen amerikanischen Kino äußerte, positionierte er nicht nur dieses als fortan ernstzunehmende Größe in der amerikanischen Filmlandschaft, sondern beschrieb damit auch zugleich eine kontinuierliche Grundlage seines eigenen filmischen Schaffens: „The Independent Cinema Movement - like the other arts in America today - is primarily an existential movement, or, if you want, an ethical movement, a human act; it is only secondarily an aesthetic one.“
Mekas‘ künstlerisches Schaffen zielt seit jeher auf einen „New Men“ ab und offenbart damit den utopischen Charakter seiner Kunst. Die Wirklichkeit seiner „Glimpses of Beauty“ und „Fragments of Paradise“ wird gleichsam umgewendet ins mit dem Gezeigten Nichtidentische und verweist auf eine Vergangenheit mit paradiesischem, ja revolutionärem Potential, worin sie der Gegenwart (bzw. dem gegenwärtigen Augenblick) wiederum letztlich gleich ist. Mekas‘ Kindheit/Kindlichkeit, frei von jeder kapitalistischen Zweckrationalität, bringt in seinen Filmen somit die Utopie „Paradies“ nicht nur zum Vorschein, sondern macht sie im Jetzt erfahrbar.
Es ist eben der Gegenstand der Philosophie Walter Benjamins, die als eine „Theorie der Erfahrung“ verstanden werden kann, wie am „Eingehen sämtlicher Seelen ins Paradies“, bis „die ganze Vergangenheit […] in die Gegenwart“, ins Jetzt eingebracht ist, gearbeitet werden kann. Gemäß Benjamin ist das eine Frage der Wahrnehmung: Es bedarf in jeder Sekunde einer besonderen Aufmerksamkeit und Wachsamkeit gegenüber den „Bruchstücken der Dingwelt“. Benjamin geht es um die Erneuerung eine „totalen Erfahrung“, die alles Marginalisierte und Unterdrückung miteinschließt. Ein Modell findet er dafür, ähnlich wie Mekas, in der Kinderwelt.