Abstract (deu)
Ausgehend von Eric Baudelaires filmischem Essay THE ANABASIS OF MAY AND FUSAKO SHIGENOBU, MASAO ADACHI, AND 27 YEARS WITHOUT IMAGES (F 2011) untersucht diese Arbeit ästhetische, politische und raum-zeitliche Verschiebungen und Neukonturierungen entlang seiner Auseinandersetzung mit Theorie und Praxis des japanischen Filmemachers Masao Adachi. Im ersten Teil wird Adachis in den 1960/70er Jahren entwickeltes bildpolitisches Konzept fūkeiron bzw. landscape theory besprochen, an dem Transformationen seiner militanten Kinoästhetik im Kontext eines politischen Aktivismus aufgezeigt werden. Im zweiten Teil erfolgt eine detaillierte Analyse von Baudelaires Film, der die Prinzipien von fūkeiron im gegenwärtigen Kontext reflektiert, befragt und überprüft. Die in fūkeiron aufgestellte These einer Inkorporation von Machtstrukturen durch Stadtlandschaft bzw. deren Spiegelung im Filmbild legt nahe, die Analysen mit geschichtsphilosophischen und bildwissenschaftlichen Theorien sowohl zum Landschaftsbegriff als auch zum Begriff der Spur zu verschränken, wobei diese Arbeit vorrangig Überlegungen von Bernhard Waldenfels, Édouard Glissant, Emmanuel Lévinas und Sybille Krämer aufgreift und zu den Bildern in Beziehung setzt. Es wird gezeigt, wie die Spur als ästhetische Operation in die Struktur des Films eingreift und innerhalb seiner vielschichtigen, lückenhaften und beweglichen Textur Resonanzen erzeugt, Unverfügbarkeit anzeigt, Verknüpfungen anregt, in Überlagerungen interveniert und Bedeutungen verschiebt.
Innerhalb dieses Rahmens bieten das Kino-Denken von Gilles Deleuze, dessen Foucault-Lektüre wie auch jüngere Ansätze u. a. von Marie-José Mondzain konstruktive Grundlagen, um den Blick für Nachleben und Relevanz militanter Ästhetik im Kino zu schärfen und das diesbezügliche Reflexionspotential von Filmbildern zu erörtern.
[ERRATUM: S. 47, 1. Zeile: Kōji Wakamatsu statt Masao Matsuda]