Abstract (deu)
Ziel der Studie war es, zwei im Rahmen von standardisierten Begutachtungsverfahren bei verurteilten Sexualstraftätern klinisch angewandte Selbsteinschätzungsfragebögen zur Sozialangst und Sexualangst (Social Interaction Anxiety Scale und Sexual Anxiety Inventory) im Hinblick auf ihre diagnostische und prognostische Relevanz zu überprüfen. Auf Basis einer repräsentativen Straftäterpopulation – im Speziellen für Kindesmissbraucher und Vergewaltiger sowie für die Gesamtstichprobe – erfolgte eine Normierung der beiden Erhebungsinstrumente. Die durch die Begutachtungs- und Evaluationsstelle für Gewalt- und Sexualstraftäter vorselektierte Stichprobe umfasste 1127 männliche Sexualstraftäter, die nach dem 10. Abschnitt des österreichischen Strafgesetzbuches (StGB) oder wegen eines Verstoßes gegen die §§75 und 84 bis 87 StGB, wenn diese sexuell motiviert waren, verurteilt wurden.
Die Ergebnisse zeigen, dass soziale Ängste – erfasst mit der SIAS – bei sexuellen Kindesmissbrauchern stärker ausgeprägt sind als bei Vergewaltigern. Bei den Kindesmissbrauchern wiederum zeigte sich eine signifikante Zunahme der Sozialangst im Zusammenhang mit dem klinischen Ausprägungsgrad der pädosexuellen Störung. Nicht pädophile Täter waren hinsichtlich ihrer Sozialangst am niedrigsten beeinträchtigt, gefolgt von nicht exklusiv Pädophilen. Am meisten sozialängstlich beschrieb sich die Gruppe der exklusiv pädophilen Täter. Sexuelle Ängste (erfasst mit dem SAI) unterschieden sich nicht signifikant zwischen Vergewaltigern und Kindesmissbrauchern. Allerdings fand sich in der Gruppe der exklusiv Pädophilen eine signifikant höhere Ausprägung der selbst berichteten Sexualangst im Vergleich zu den anderen Kindesmissbrauchsgruppen.
Keines der beiden Verfahren wies eine bedeutsame oder gar signifikante prädiktive Validität im Hinblick auf die Vorhersage des sexuellen Rückfallgeschehens auf.