Abstract (deu)
Die Darstellungsweise von Opern anhand von Bühnenbild, Kostüm, Ausstattung und dramaturgischen Mitteln war in den letzten Jahren stark geprägt von einem zum Teil radikalen Wandel. Sogenannte „Skandalopern“ oder „Schockierende Opern“ verleiteten Opern- und Theaterkritiker dazu, neue Konzeptionen, Gestaltungen oder Sichtweisen mit provozierenden Schlagzeilen zu versehen. Bereits die „Provokation“ an sich, sei es aus überspitzten Formulierungen von Journalisten oder der tatsächlich auf „Provokation“ ausgelegten Operninszenierung, war auch ein bewusstes Mittel der Regisseure, um auf deren Idee und Anliegen aufmerksam zu machen. Die analytische Beschäftigung einer Operninszenierung, welche einen neuen Aspekt auf der Grundlage vom klassischen Opernmärchen aufgreift und diesen unter dramaturgischen Gesichtspunkten aufarbeitet, steht im Fokus. In der Untersuchung der theoretischen Punkte wird das Märchen vor dem Hintergrund der Psychoanalyse erläutert und dazu die symbolische Sprache sowie Wirklichkeit und Grausamkeit im Märchen beleuchtet. Die Entstehungsgeschichte über die Volksmärchen vom Liederspiel bis zum Libretto der Märchenoper bildet einen Ausgangspunkt für die musikalische Analyse, auf Ebene von historischer, formaler und musikalischer Anlage, der Komposition von Engelbert Humperdinck und den Vergleich zweier Inszenierungen und ausgewählter Szenen. Die Inszenierungen der Märchenoper Hänsel und Gretel unterscheiden sich in der Zielgruppe, wobei sich beide an der ursprünglichen Komposition und dem Libretto von Adelheid Wette orientieren. In der Version für Erwachsene, dem „Sozialdrama“, werden, im Gegensatz zu der Version für Kinder, die Anweisungen für Bühnenbild, Kostüme und Handlungsverlauf ignoriert und neu formuliert, da sich der Hintergrund des Märchens in die heutige Realität verlagert. Die andere Inszenierung stellt den „Prototypen“ einer Märchenoper für Kinder dar und ist dementsprechend nah an der historischen Vorlage erarbeitet.
Das Motiv dieser Arbeit besteht darin, die Komplexität, Vielfalt und Möglichkeit von Märchenopern aufzuzeigen und einen Anstoß für weiterführende wissenschaftliche Untersuchungen in diesem Bereich zu bieten.