Abstract (deu)
Verglichen mit ländlichen Gegenden sind Städte räumliche Konfigurationen, die durch konkrete Eigenschaften wie höhere Dichten, das Vorhandensein umfangreicherer Infrastrukturen und durch heterogenere Gesellschaftsstrukturen gekennzeichnet sind. Sie sind darüber hinaus allerdings auch stark überrepräsentiert, wenn es um die Auslösung von
Faszination, Ablehnung, Emotionen und Kontroversen und – als Folge dessen – die Begünstigung utopischen Denkens und Planens geht. Das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert – eine Zeit der radikalen Umwälzungen in technologischer, städtischer und sozialer Hinsicht – bildet den Zeitrahmen für die vorliegende Analyse über urbanen Utopismus, der in schriftlicher und bildhafter Form zum Ausdruck kam, allerdings ebenso
seinen Weg in den Alltagsdiskurs fand (etwa in der Form von Zukunftsvorhersagen, die um die Jahrhundertwende sehr populär waren). Nach einem kurzen Einblick in die historischen
Rahmenbedingungen einer Zeit, die sehr stark von Industrialisierung und Urbanisierung geprägt war, wird den involvierten Persönlichkeiten – unter anderem Ebenezer Howard,
Frank Lloyd Wright, Tony Garnier, Le Corbusier und Antonio Sant’Elia –, ihren Hintergründen und der Frage, wie ihre Erfahrungen mit Städten ihre Herangehensweise an
urbane Utopien formten, besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
Derartige Herangehensweisen umfassen Bestrebungen, kleinere städtische Einheiten wiederherzustellen, Städte aufzulösen, Dichten von Gebäuden und Bewohnern zu vergrößern oder zu verkleinern, Städte in den Himmel zu bauen oder maschinenartige zu entwerfen. In beinahe allen Fällen spielt der Faktor ‘size’ auf die eine oder andere Weise eine Rolle, etwa hinsichtlich der Determinierung der „richtigen“ Größe von Städten, der machbaren und wünschbaren Höhe von Gebäuden oder des Grades an Dichte, der als angenehm empfunden wird. Diese Frage des „Formats“ – als wiederkehrendes Motiv in
utopischen Überlegungen – wird in der Bandbreite seiner Facetten betrachtet.