Abstract (deu)
„Nur ein Spiel!“ widmet sich der Untersuchung politischer Geiseln als Verhandlungsinstrument in der Salier- und Stauferzeit. Nach einer kurzen Begriffsgeschichte der „politischen Geisel“ werden in einer Tour d‘horizon durch 230 Jahre wichtige Fälle von Geiselstellungen, in die Herrscher involviert waren, analysiert. Geiseln wurden freiwillig überwiegend als Garantie für Treue, der Unterwerfung, des Waffenstillstands oder zur Friedenssicherung eingesetzt. In den meisten Fällen blieben die Geiseln unbeschadet, selbst wenn die zugrunde liegende Vereinbarung gebrochen wurde. Ob dies vernünftige Gründe hatte oder Geiselstellungen einfach als Teil eines Rituals zu sehen waren, wird in der vorliegenden Arbeit mit Hilfe spieltheoretischer Methodennäher untersucht.
Der Begriff des Rituals für die Erklärung von Geiselstellungen wird dabei als unzureichender Erklärungsansatz erkannt. Vielmehr kann durch die Modellierung eines spieltheoretischen Ansatzes am Beispiel der Belagerung von Crema dargelegt werden, dass die damaligen Geiselstellungen auch aus heutiger Sicht vernünftigem Verhalten entsprechen, selbst unter fremdem kulturellem Kontext. Mit diesem Modell kann auch der Wandel der Bedeutung der Herrschertugenden clementia und iustitia in jener Zeit erklärt werden.
Dementsprechend wird die Spieltheorie als taugliche Hilfswissenschaft der Geschichte, auch für lange zurückliegende Ereignisse, empfohlen.