Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit stellt die verschiedenen Bewertungen der monotheistischen Religionen Judentum, Christentum, Islam zur Präimplantationsdiagnostik (PID) dar. In der Arbeit wird der Frage nachgegangen, mit welchen Argumentationsstrukturen die jeweiligen ethischen Urteile begründet werden können. Zur Diskussion stehen dabei die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, relevante Argumentationen aus der Philosophie sowie die theologischen Bezugsrahmen. Drei zentrale Fragen stehen im Fokus der Arbeit:
1. Wann beginnt menschliches Leben?
2. Wie ist dieses Leben zu bewerten und welche Argumente werden verwendet?
3. Wen oder was darf der Mensch selektieren?
Es zeigt sich, dass unterschiedliche anthropologische Voraussetzungen der Religionen, verschiedene Gottesbilder sowie das Verhältnis von philosophischer zu theologischer Argumentation zu unterschiedlichen Bewertungen der PID führen. Zu Beginn der Arbeit werden die medizinischen Voraussetzungen der Präimplantationsdiagnostik vorgestellt und im Rahmen dessen auf mögliche Probleme der Diagnostik hingewiesen sowie mögliche Indikationen aufgezeigt. Es folgt eine Darstellung der wichtigsten Stadien der Embryonalentwicklung, welche im Zuge der philosophischen Argumentation am Beginn menschlichen Lebens relevant zu sein scheinen.
Die Begrifflichkeiten „Person“ und „Menschenwürde“ bedürfen im Kontext der Diskussion einer näheren Betrachtung. Im Zuge dessen muss hinterfragt werden, ob zukünftig nur mehr von „Personwürde“ anstatt von Menschenwürde die Rede sein sollte. Peter Singer u.a. machen sich für diese These stark. Die Frage, ab wann der Embryo aus Sicht der monotheistischen Religionen zu schützen sei, ist im Wesentlichen eine Frage nach der „Beseelung“. Laut der Position der Katholischen Kirche erfolgt die „Beseelung“ und Befruchtung des Embros simultan (gleichzeitig). Die Schlüssigkeit dieser These wird hinterfragt. Im Judentum hingegen gilt der Embryo erst mit dem 40. Tag nach der Befruchtung als beseelt. Die These einer Spätbeseelung des Embryos wird auch vom Islam vertreten.
Es wird deutlich, dass durch die verschiedenen Auffassungen, wann menschliches Leben beginnt, auch eine differenzierte Beurteilung der PID durch die jeweiligen Religionen erfolgen muss. Welcher Schutz kommt dem Embryo extrauterin zu? Die Katholische Position ist klar und eindeutig. Wenn menschliches Leben mit der Befruchtung beginnt, muss der Embryo ab diesem Zeitpunkt geschützt werden. Vertreter aus Judentum und Islam stehen der Diagnostik positiver gegenüber. Sie differenzieren zwischen drei Arten der Selektion: Selektion nach medizinischer Indikation, Selektion nach Geschlecht und Selektion von Designer-Babys.
Im Rahmen der Arbeit zeigt sich, dass bei der Beurteilung der PID durch die verschiedenen monotheistischen Religionen weitere Paradigmen als die vorgestellten - Beginn menschlichen Lebens und Selektion -, von Relevanz sind und daher einer näheren Betrachtung unterzogen werden müssten.