Abstract (deu)
Gegenstand dieser Arbeit sind die Reste befestigter Städte, Siedlungen und fortifikatorischer Anlagen wie Forts oder Wachttürme auf Kreta von der archaischen bis zum Ende der hellenistischen Zeit. Dieser Zeitraum ist gekennzeichnet durch die Existenz zahlreicher Stadtstaaten, die ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. nach und nach entstanden. Viele der städtischen Zentren dieser Poleis aber auch der kleineren Ansiedlungen wurden befestigt. Bei der Wahl der Siedlungsplätze wurden Höhenlagen bevorzugt, die Steilabhänge und nur einen bequemen Zugang aufweisen und oft schon zuvor besiedelt waren. Küstenstädte lagen meist auf Anhöhen oberhalb eines geeigneten Hafenareals. Forts und Wachttürme dienten zur Sicherung von Wegrouten und Territoriumsgrenzen.
Die architektonischen Überreste sind selten gut erhalten und meist aufgrund späterer Aktivitäten wie der Entnahme von Baumaterial und landwirtschaftlicher Nutzung weitgehend zerstört. Bis heute sind nur wenige dieser fortifikatorischen Anlagen ausgegraben und ausführlich publiziert. Zu den übrigen Monumenten fehlen ausreichende Informationen, insbesondere bezüglich ihrer Datierung. Die chronologische Zuordnung kann nur mittels mehrerer einander ergänzender Kriterien erfolgen. Zusätzlich zur antiken literarischen und epigraphischen sowie zur keramischen Evidenz sollte das dem jeweiligen defensiven System zugrunde liegende militärische Konzept berücksichtigt werden. Weitere Anhaltspunkte bilden Vergleiche mit sicher datierten Beispielen der Insel, des griechischen Festlands, anderer Inseln der Ägäis und Kleinasiens.
Trotz unterschiedlicher Qualität des Mauerwerks wurden die meisten Befestigungsanlagen vermutlich in spätklassischer und hellenistischer Zeit errichtet. Qualitätvolles Mauerwerk zeigt zwar den ökonomischen Reichtum einer Polis, ist aber als Datierungskriterium an sich nicht geeignet. Ausschlaggebend für den Bau der zahlreichen fortifikatorischen Anlagen sollen häufige kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Poleis gewesen sein.