Abstract (deu)
Die Verwendung von Englisch als einzige Unterrichtssprache im Sekundarbereich des tansanischen Bildungssystems führte in den letzten Jahrzehnten zu einigen Debatten und Forschungsprojekten von BildungsexpertInnen und LinguistInnen, die zeigten, welche Herausforderung der offizielle Sprachgebrauch an höheren Schulen in Tansania für erfolgreiches Lehren und Lernen darstellt. Unabhängige Studien, die in unterschiedlichen Schulen in vor allem städtischen oder touristischen Gebieten des ostafrikanischen Landes durchgeführt wurden, veranschaulichten, dass das Englischsprachniveau der SchülerInnen des Sekundarbereichs meist nicht ausreicht um komplexe Lerninhalte zu erfassen und sich aktiv am Unterricht zu beteiligen. - Ein Wechsel von Englisch zu Kiswahili als offizielle Unterrichtssprache wäre notwendig, um sozioökonomische Ungleichheiten nicht noch weiter zu verstärken, die Bildungschancen einzelner Tansanier zu erhöhen, und somit die Entwicklung des Landes selbst zu ermöglichen.
Basierend auf einer empirischen Studie, die im Juli und August 2014 durchgeführt wurde, ist das Ziel der vorliegenden Diplomarbeit, einen Einblick in den Sprachgebrauch und die Erfahrungen von Lehrenden in zwei Sekundarschulen im ländlichen Tansania, in einem Gebiet weit weg von Städten, Infrastruktur, Strom, dem Zugang zu Informationsmedien oder dem Kontakt mit der englischen Sprache im Tourismussektor, zu bieten. Bildungssprachpolitik von einer ethnographischen Perspektive betrachtend, war die Grundidee der hier präsentierten Forschung die Regeln des Sprachgebrauchs und die Rolle der Lehrenden als potentielle EntscheidungsträgerInnen in einer privaten und einer öffentlichen Schule in der Nähe des gleichen tansanischen Dorfes zu untersuchen. Die Forschungsergebnisse zeigen wie sich die Meinungen der interviewten LehrerInnen über die heutige Rolle von Englisch in Tansania (Vor- und Nachteile des englischsprachigen Unterrichts, Lernerfolge, mögliche bilinguale Bildungsprogramme) abhängig von ihren persönlichen soziolinguistischen Hintergründen und Arbeitsbedingungen unterscheiden. Weiters veranschaulicht die Studie, dass manche makro-sprachpolitischen Entscheidungen zu einflussreich sind um von Einzelpersonen auf einer Mikroebene von Schulinstitutionen individuell interpretiert zu werden, und wie sehr ehemalige Kolonialverbindungen und heutige internationale Wirtschaftsbeziehungen nationale Entscheidungsprozesse im tansanischen Bildungssektor beeinflussen.