Abstract (deu)
In den „Studien über die Prosopographie der Oligarchie der Vierhundert in Athen im Jahre 411 v. Chr.” wird das Leben von dreizehn Mitgliedern der ersten Oligarchie untersucht, die für kurze Zeit (weniger als vier Monate) im Sommer 411 v. Chr. Athen regierte. Verschiedene Kategorien von Quellen – von Historiographie bis zu Komödie, Tragödie und Inschriften – sind kritisch interpretiert worden im Hinblick auf die Enthüllung einer Erzählung, die uns mitteilt, wie diese Männer in einen der bizarrsten, aber auch dunkelsten Abschnitte der Geschichte des klassischen Athens verwickelt wurden. Diese Erzählung ist notwendigerweise mit Vermutungen ergänzt, aber diese Vermutungen ziehen die juristischen, verfassungsmäßigen, anthropologischen und soziologischen Grundlagen des klassischen Athens des fünften Jahrhunderts in Betracht. In dieser Studie habe ich mich bemüht, diese Männer, deren Familiengeschichte und Aufstieg – soweit es die Quellen erlauben – genau untersucht werden, nicht mit vorgefassten ideologischen Etiketten zu versehen. Das entstehende Bild ist das einer kleinen Gruppe von Männern mit starker oligarchischer Überzeugung, die es schaffte, den Entscheidungsprozess in der oligarchischen Bewegung zu kontrollieren und ihren Willen einer Mehrheit von lose verbundenen und unorganisierten Menschen aufzuzwingen. Das war in der Realität ein Staatsstreich innerhalb des oligarchischen Staatsstreiches. Das abrupte und traumatische Ende der Oligarchie der Vierhundert verursachte eine Dichotomie in der Athenischen Gesellschaft, eine heftige und erbitterte Konfrontation, die die Kluft zwischen Tätern und Opfern vergrößerte. Als das Begleichen alter Rechnungen unter dem Regime der Dreißig Tyrannen weiterging, war es diesmal die besiegte Seite der ersten Oligarchie, die die Rächer waren.